■ Cash & Crash
: Bleibende Werte

Berlin (taz) – Wenn die weltweite Inflation das sauer Ersparte oder mühelos Ererbte aufzufressen droht, greifen so manche Betuchte zu bleibenden Werten. Alles, was sich sammeln läßt, zieht Millionen auf sich: alte Meister und Avantgardekunst, Haydn-Partituren und Rockgitarren, Louis-XV.-Kommoden und Mad-Hefte aus den 60ern (kein Witz).

Wer eine 15-Liter-Flasche (Nebukadnezar genannt) ChÛteau Mouton Rothschild von 1986 damals 7.500 Mark ergatterte und auf den Trinkgenuß verzichtete, konnte dieses Frühjahr dafür 50.000 Mark kassieren. (Nicht ärgern über die entgangene Chance: Diese Tropfen waren ohnehin nie auf dem freien Markt erhältlich.)

Der Kunstboom der 80er Jahre ist allerdings vorbei. Scharen von Japanern zumal, die bevorzugt Impressionisten gekauft hatten, oft auf Kredit, sahen mit dem Immobilien- und Börsencrash in Japan alt aus. Allenfals eine langsame Erholung deutete sich in der gerade zu Ende gegangenen Auktionssaison an: 17 Millionen Mark für einen Monet etwa und immerhin eine knappe halbe Million für Warhols „Marilyns“ ließen etwas Optimismus aufkeimen.

Doch der Markt ist, wie ein Sprecher des Auktionshauses Christie's sagt, „höchst selektiv“. Bei den wichtigen Sommerauktionen Anfang Juli in Monte Carlo hat Christie's zum Beispiel nur 58 von 165 angebotenen Altmeistern losschlagen können. Die Nachfrage konzentriert sich auf moderne Kunst und Schmuck.

Vorbei die Zeiten, als die Pensionskasse von British Rail eine jährliche Rendite von sagenhaften 6 Prozent mit Kunst und Antiquitäten erwirtschaftete, die sie günstig in den 70ern erworben hatte und zum Höhepunkt des Booms Ende der 80er größtenteils wieder verkaufte.

Kunst als Geldanlage? „Definitiv keine gute Idee“, so das Urteil des Londoner Sotheby's- Sprechers. „Kunst und Antiquitäten sollten Sie nur kaufen, um sich an ihnen zu erfreuen.“ Der heutige Tip der taz-Anlageberaterin: Aktien kaufen! Die nehmen eher an Wert zu als Kunst und sind dabei so zierlich gezeichnet, daß man sie ohne weiteres rahmen und damit die heimischen Wände schmücken kann. Nicola Liebert