Scheibenwischer im YMCA

■ Zimbo und Naked Navy – zwei Hamburger Bands stellen ihre Platten vor

Nun, ein gewisses Mißtrauen sollte man einer Combo, die sich nach einer Knackwurst „mit dem lustigen Namen“ benennt, entgegenbringen. Doch andererseits: It's Message Is Friendly. Deswegen hört und sieht man sich die Sache überhaupt genauer an. Entsprechend der Botschaft ist die Gestaltung kunterbunt, man soll merken: Hier sind Ästheten am Werk.

Die Musik, schon zu Anfang, erschreckt. Singen die immer so? Ironisierende Fistelstimmen. Dann wird, sprechen wir es ruhig aus: gerockt. Verschiedenste Strömungen inbegriffen, Eindimensionalität vermeidend. Hier mal „groovy“, da „geht's ab“. Verbunden, fusioniert und aneinandergeflickt wird hier ohnehin sehr gern, den Anschein eines doch sehr reflektierten Umgangs mit dem Medium „elektrisch verstärkter U-Musik“ erweckend. Weil die Authentizität wegintellektualisiert, Gesellschaftskritik so humorig formuliert wurde, wären Zimbo unter anderem dringend als neue „Scheibenwischer“-Begleitgruppe zu empfehlen. Freiwillig oder nicht: Kabarett ist drin.

Musikalisch, textlich, gestalterisch fügt man sich hervorragend in die Hamburger Gesamt-Schule ein. Nicht zuletzt auch wegen der gewissen Anmaßung, etwas ganz tolles Neues zu machen. „The Next Generation“? Ich muß sehr bitten.

Jan-Christoph Wolter

Sa., 21 Uhr, Störtebeker

 Sexy Männer, viel Appeal. Die haben viel und viel Unterschiedliches gemacht, bevor sie zur Naked Navy gingen (von Bubacks Ale bis Motions Psycho 1). Im Kopf tragen sie jeder eine Idee davon, was Thelonious Monk aus Village People-Krachern gemacht hätte. Auf der Grundlage robuster Arrangements und eines ganz unprätentiösen, sehr guten Geschmacks bauen sie Bebop-Stücke zusammen. Weit entfernt von jener Sorte Erbauungsscheiße, die zum Beispiel die Sendung Aspekte als „Jazz“ feiert, heimeln Naked Navy mit halb treibenden Stücken die Gemüter an.

Wer so viele Projekte, Geschichten vom Irrewerden, von Aufständen sowie einige Persönlichkeits-transformationen in den 80ern und 90ern überstanden hat, ohne sich gleich den ehrerbietigen „Survivor“-Button an die Musikerbrust zu heften, der entspricht in etwa dem erforderlichen Profil eines Mitglieds dieses Quintetts. Mit den Sternen verbindet Naked Navy das funkige Talent, Traditionen auszubeuten, mit Dizzy Gillespie die Gabe, dynamisch lange Anläufe bei Stücken zu einem Anfeuerungsspiel zwischen Performer und Publikum auszubauen. Hörer erwartet eine geräumige, manchmal fast hippiehaft gelassene Musik. Love, Peace und Synkopen.

Kristof Schreuf

Heute, 21 Uhr, Treujanisches Schiff am Fischmarkt