■ Mauermuseum Bernauer Straße
: Gedenkstätte light

Sechs Jahre nach der Wende ist die Mauer beinahe vollständig aus dem Stadtbild verschwunden. Nur wenige Relikte des Symbols der deutschen Teilung haben die Abriß- und Bauwut überstanden. Nun soll an der Bernauer Straße einer der letzten erhaltenen Abschnitte des früheren Grenzstreifens konserviert und in eine „Gedenkstätte Berliner Mauer“ umgewandelt werden – möglichst bis zum 13. August 1996, dem 35. Jahrestag des Mauerbaus. Soweit, so gut.

So sehr sich gerade dieser Bereich für eine Mauergedenkstätte eignet (nirgendwo starben mehr Menschen bei Fluchtversuchen als an dem ursprünglich 1,4 Kilometer langen Teilstück entlang der Bernauer Straße), so schwierig gestalteten sich die Verhandlungen zwischen der Verwaltung und der Sophiengemeinde als Eigentümerin des vorgesehenen Gedenkstättenareals. Die unterschiedlichen Vorstellungen über die Gestaltung und Nutzung des früheren Grenzstreifens konnten im Vorfeld des Ideenwettbewerbs vom letzten Jahr nur mühsam angenähert werden. Das rächt sich jetzt: Weil der Konflikt nicht abschließend gelöst wurde (die Gemeinde will einen Teil des Geländes als Friedhof reaktivieren), droht nun eine „Gedenkstätte light“ verwirklicht zu werden. Ohne vorausgegangene öffentliche Debatte über die Entwürfe hat die Verwaltung denjenigen Vorschlag zur Ausführung bestimmt, der eine erneute Konfrontation mit der Gemeinde zu vermeiden verspricht – der Abriß von zwei Dritteln des 212 Meter langen denkmalgeschützten Mauerstreifens wird dabei bewußt in Kauf genommen.

Künftig soll eine 70 Meter lange „Schrebergartenparzelle“ vermitteln, was die Mauer für die Menschen in Ost- und Westberlin bedeutete. Um eine museale Aufbereitung wird man deshalb nicht herumkommen. Da das Friedhofsareal dafür nicht verfügbar ist, steht nun die Suche nach einem geeigneten Standort an. Die mit dem Votum für den Kohlhoff-Entwurf verbundene Entscheidung für eine schnell umsetzbare Lösung wird dadurch gleich wieder in Frage gestellt. Oliver G. Hamm

Der Autor ist Redakteur der „Bauwelt“. Siehe Bericht auf Seite 30