Unterm Strich

Der französische Film „Rai“ von Thomas Gilou ist am Sonntag bei den 48. Internationalen Filmfestspielen von Locarno mit dem „Goldenen Leoparden“ ausgezeichnet worden. Der „Silberne Leopard“ wurde beim Schweizer Festival am Lago Maggiore dem in den USA bereits von ehemaligen schwarzen Polit-Aktivisten als Geschichtskitsch angegriffenen „Panther“ (Regie: Mario Van Peebles) zuerkannt; ein bronzener ging an die iranische Regisseurin Rakhshan Bani-Etemad für „The Blue Veiled“ (Die Frau mit dem blauen Schleier). Zwei weitere „Bronzene Leoparden“ wurden als Schauspielerpreise vergeben, an die Holländerin Johanna Ter Steege für ihre Rolle in dem Film „Tot Ziens“ (Auf Wiedersehen) von Heddy Honigmann und an den Franzosen Samy Naceri für seine Leistung in „Rai“. Den Ehren-„Leoparden“, der jedes Jahr an eine Persönlichkeit für ihr Gesamtwerk verliehen wird, hatte bereits vorige Woche der französische Regisseur Jean-Luc Godard erhalten. Im Wettbewerb konkurrierten dieses Jahr 20 Filme aus 13 Ländern. Die meisten von ihnen hatten nach Ansicht der Kritik nur Mittelmaß. Am stärksten vertreten waren Frankreich und Japan mit je drei Beiträgen. Deutschland fehlte diesmal ganz. Locarno gilt traditionsgemäß als Sprungbrett für talentierte junge Filmemacher. Der „Goldene Leopard“ für die Regie ist mit 30.000 Schweizer Franken dotiert, der silberne mit 15.000 und der bronzene mit 10.000 Franken.

Nachdem am Wochenende die Alte Völklinger Hütte als erstes Industriedenkmal des 19./20. Jahrhunderts von der Unesco zum „Weltkulturerbe“ ernannt worden ist, hat der saarländische Kultusminister Diether Breitenbach im Rahmen der Feierlichkeiten am Sonntag die Gründung einer Stiftung Industriekultur für das Hüttenwerk angekündigt. Die Hütte soll künftig nicht nur als Kulturzentrum, sondern auch als Museum und für die technische Forschung genutzt werden. Daneben wolle man die Gasgebläsehalle für kommerzielle Zwecke – etwa als Kongreßraum oder als Kulisse für Film und Fernsehen – nutzen.

Der französische Autor Marcel Moussy, der für François Truffauts legendären ersten Film „Sie küßten und sie schlugen ihn“ (1959) das Drehbuch schrieb, ist im Alter von 71 Jahren gestorben. Wie die Familie am Sonntag mitteilte, erlag Moussy bereits am Donnerstag in Caen in der Normandie den Folgen einer langen Krankheit. Moussy verfaßte außerdem die Dialoge für die Verfilmung des Bestsellers „Brennt Paris?“ über den deutschen Stadtkommandanten von Paris im Zweiten Weltkrieg, der Hitlers Befehl zur Zerstörung der franzöischen Metropole nicht befolgte. Moussy führte auch in mehreren Kino- und Fernsehfilmen Regie und schrieb Bücher. Für seinen letzten, im Jahr 1990 veröffentlichten Roman „Un parfum d'absinthe“ erhielt Moussy den renommierten Literaturpreis „Prix Albert Camus“.