Massenhafte Vertreibung aus Banja Luka

■ Katholischer Bischof: Verbrechen an unschuldigen Menschen / Zustimmung zur US-Friedensinitiative bislang von Deutschland, Türkei und Großbritannien

Sarajevo/Zagreb (AFP/AP/ dpa/taz) – Die bosnischen Serben vertreiben nach UN-Angaben die moslemischen und kroatischen Bewohner aus der nordbosnischen Stadt Banja Luka. Lokalpolitiker hätten Kroaten und Moslems im Rundfunk aufgefordert, die Region zu verlassen. Pro Tag sollen je 500 der 12.000 verbliebenen Kroaten mit einer Fähre über die Save nach Kroatien transportiert werden. Auch die 30.000 Muslime in der Region würden in der „logistisch gut vorbereiteten Aktion“ allmählich ausgewiesen. „Banja Luka wird ethnisch gesäubert“, sagte der UNHCR-Sprecher in Zagreb, Kris Janowski. Der katholische Bischof von Banja Luka, Franjo Komarica, hat gestern die Vertreibung der Kroaten aus der Stadt als „ein Verbrechen an unschuldigen Menschen“ bezeichnet und beim UNHCR protestiert. Während die bosnische Regierungsarmee gestern unter Einsatz von Infanterie weiter auf die serbisch kontrollierte Stadt Donji Vakuf vorrückte, lag die Küstenstadt Dubrovnik wieder unter serbischem Artilleriebeschuß. Serbien hat gestern drei Grenzübergänge für die Krajina-Flüchtlinge geschlossen, darunter auch den bisherigen Hauptübergang in Sremska Raca in Nordwestserbien. Die Regierung in Belgrad will offenbar den Flüchtlingsstrom ins Land verlangsamen und weiter nach Süden abdrängen.

In Sarajevo wurde gestern der Staatssekretär im US-Außenministerium, Richard Holbrooke, erwartet. Er soll die Regierung über die am Sonntag mit Rußland abgestimmte US-Friedensinitiative informieren, die unter anderem ein Gipfeltreffen der drei in den Krieg verwickelten Länder Bosnien, Kroatien und Serbien mit den fünf Staaten der Kontaktgruppe vorsieht. Nach vorliegenden Informationen soll die UN-Schutzzone Goražde gegen Gebiete bei Sarajevo eingetauscht werden. Der bosnische Präsident Alija Izetbegović hat einen Gebietsaustausch in einem Telefonat mit US-Vizepräsident Al Gore abgelehnt. Wie der bosnische Serbenführer Radovan Karadžić zeigte er dennoch die Bereitschaft, die US-Initiative zu unterstützen. Deutschland, Großbritannien und auch die Türkei stellten sich hinter den US-Plan. gb