■ Grabpflege durch die Bundeswehr
: Schwerter zu Kannen

Bei allem Geschimpfe auf den Bundesverteidigungsminister in dieser unserer Zeitung ist es an der Zeit, endlich einmal kübelweise Lob über ihm auszuschütten. Seit gestern schickt Volker Rühe seine jungen Rekruten an eine neueröffnete Front: die Front der Efeugewächse und Blumenbeete. Seit gestern ziehen sie aus, um Gräber auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee zu pflegen. Helme zu Blumentöpfen, Heckenschützen zu Heckenscheren, Schwerter zu Gießkannen – bravo, Herr Rühe!

Vergessen wir also schnell den etwas unappetitlichen Nebenaspekt der Selektion am Grabe. Hier sollen nämlich nur die Ruhestätten derjenigen Juden gepflegt werden, die im Ersten Weltkrieg als Soldaten, ergo deutsche Helden, gefallen sind. Statt dessen sollten wir lieber den überzeugenden pädagogischen Effekt jener neuen Maßnahme herausstellen. Wenn Soldaten Soldatengräber pflegen, wird erstens endlich dem Verursacherprinzip Genüge getan. Zweitens wird den jungen Männern, die vom rechten Weg abgekommen und sich in die Uniform verirrt haben, ein Rehabilitationskurs in besinnlicher Umgebung angeboten. Und drittens singt über allem jubilierend die Nachtigall.

Germans to the cemetery! In diesem Sinne fordern wir die sofortige Änderung der militärischen Einsatzpläne, die Bildung einer Schnellen Unkrautjätetruppe sowie die Umwandlung des Wehrdienstes in einen Stiefmütterchen-Pflanzkurs. Weltweit selbstverständlich! Die Idee aus Weißensee könnte den Globus retten. Ute Scheub