Den Sumpf austrocknen

■ betr.: „Herkömmliche Politikmu ster“, taz v. 10. 8. 95

Mohssen Massarat [...] ist zuzustimmen, „zentrale Aufgabe pazifistischer Politik bestünde darin, das scheinheilige Doppelspiel“ der internationalen Mächte und ihre „Sonderinteressen“ auf dem Balkan im Bundestag zu „entlarven“ und damit weltöffentlich zu machen und zu verlangen, den bosnischen Sumpf, den auch Joschka Fischer beschreibt, endlich durch „alle längst nicht voll genutzten nichtmilitärischen Handlungsmöglichkeiten auszutrocknen.

Auch die Idee Peter Jungs (Leserbrief v. 10. 8.) verdient Beachtung: mit deutscher Hilfe (Bundesgrenzschutz) die Grenzen der Anrainerstaaten des Kriegsgebietes so dicht zu machen, daß „kein Öl“ u.a. Kriegsgerät, mehr durchkommen kann; dann „hätten wir diesen Krieg schon lange nicht mehr“. Wenn diesen Ländern massive deutsche Wirtschaftshilfe winkt, sind sie sicher für eine solche Friedenspolitik zu gewinnen.

Die Liberalsozialen in Bündnis 90/Die Grünen vertreten die Forderung nach absoluter Waffenblockade seit Beginn dieses Krieges, wie zum Golfkrieg. Aber offensichtlich braucht der Kapitalismus des Westens und der Neokapitalismus des Ostens diese und andere Kriege, um eine Verschärfung der Wirtschaftskrise und noch größere Arbeitslosigkeit dadurch zu verhindern, daß in Ex-Jugoslawien mit Hilfe der Waffen der kapitalistischen Länder massenhaft Blut vergossen und menschliches Leid produziert wird. Deshalb werden nur zum Schein Waffenembargos verhängt, und Kriegssümpfe werden nirgends ernstlich ausgetrocknet. [...] Georg Otto

Sprecher der Liberalsozialen in

Bündnis 90/Die Grünen