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■ QuerspalteDie drei von der Zankstelle

Wer erinnert sich eigentlich noch an die Troika? Wer weiß noch etwas von den Geschichten vom kleinen Oskar, dem frechen Gerd und dem braven Rudi? Kaum ein Mensch. Und doch waren sie einmal die drei von der Zankstelle, die drei Musketiere der roten Partei – die Hoffnungsträger. Den dicken Helmut wollten sie verhauen, das hatten sie sich geschworen. Doch dann haben sie sich verkracht und wurden selbst verkloppt. Und keiner hat ihnen da geholfen.

So haben sie sich dann endgültig getrennt, unsere drei Helden. Und heute, wo sie groß geworden sind, führen sie ihr eigenes Leben. Der kleine Oskar wurde zum Kulturerbe der Welt erklärt, weil er ein Hüttenwerk auf das Wackelsteiner Ländchen gestellt hatte. Der freche Gerd sitzt mit Piäch und Plum an einem Tisch und ißt selbstgeschossene Böcke. Und manchmal – wenn er recht brav ist – darf er zu Leopoldo Pirelli nach Italien fahren und (mit) den Leoparden spielen. Ja, der Gerd hat es weit gebracht. Ihm gehört ein Reifenwerk (Pirelli) in Hannover und eine Autofabrik (VW) in Wolfsburg. Berühmt wurde der freche Gerd auch durch die Chaostage. So nannte er seine erste Weltausstellung auf deutschem Boden nach dem Krieg am Golf.

Und der brave Rudi? Am roten Kliff auf Sylt hat man ihn zuletzt gesehen. Einem Krabbenfischer habe er das Jahressteuergesetz erklären wollen, heißt es. Geschockt sei der Mann in die Nordsee gesprungen und ertrunken. Traurig muß Rudi dann davongetrottelt sein. Seine Spur verlor sich bei den kranken Seehunden, für die er immer ein Herz hatte. Ein bißchen traurig sind die alten Freunde darüber doch geworden.

Nur eine aus der Baracke hat sich aufgemacht, den verschollenen Rudi zu suchen. Ausgerechnet die rote Heidi, die früher nie mitspielen durfte, weil sie so „zickig“ (Troika) war, durchpflügt heute mit dem Tretboot die Wellen der Südsee – auf der Suche nach Rudi. „Rudi ist mein Mann“, sagt sie. Bei der Abfahrt haben ihr alle nachgewunken – auf Nimmerwiedersehen. Klaus-Peter Klingelschmitt

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