Boeing schlägt Airbus in der Volksrepublik China

■ Die Luftlinie „Air China“ kauft für zwei Milliarden Dollar Flugzeuge in den USA

Berlin (taz) – Schlechte Nachrichten kamen gestern nicht nur aus der Münchener Konzernzentrale in die Airbus-Werft von Hamburg-Finkenwerder. Ein Großauftrag aus China ist nach Informationen der Financial Times gescheitert, die Staatsfluglinie Air China ist offenbar entschlossen, neue Großraumjets doch lieber bei Boeing statt beim Airbus-Konsortium einzukaufen.

Ein Auftragsvolumen im Wert von etwa zwei Milliarden Dollar ist damit auch für die deutsche Dasa- Tochter Airbus verloren. Offiziell ist die Entscheidung von chinesischen Regierungsstellen noch nicht bestätigt worden. Auch die Airbus-Werke in Toulouse wollen noch keinen Kommentar abgeben. Die Boeing-Vertretung in Peking jedoch freut sich schon öffentlich: „Wir kommen klar“, sagte ein Sprecher am Wochenende.

Einkäufer der Air China haben in den letzten Wochen in den USA und in Europa Verhandlungen geführt. Wie die britische Zeitung aus Botschaftskreisen in Peking erfahren hat, ist dabei dem Airbus- Management bereits mitgeteilt worden, daß die neue Version des A-340 den chinesischen Bedürfnissen wohl nicht entspreche.

Die Flotte der Air China besteht schon heute überwiegend aus Boeing-Flugzeugen. Sie soll nun mit 15 Maschinen des neuen Typs 777 ergänzt werden, die 400 Passagieren Platz bieten und sowohl für Kurz- wie auch für Langstreckenflüge geeignet sind. Boeing jedoch liefert nicht nur Flugzeuge, sondern gleich einen kompletten Service nach China, darunter eine neue Reparaturwerft in Peking und einen Flugsimulator für den Typ 737, den die Chinesen sogar geschenkt bekommen.

Die Europäer, die bisher mit lediglich 35 Airbus-Großraumjets in China vertreten sind, hatten gehofft, mindestens 20 ihrer neuen A-340-Maschinen liefern zu können. Der Chef der französischen Airbus-Werke in Toulouse war nach zwei Besuchen in Peking letzten November sicher, daß es seinem Konsortium nun gelingen könne, ungefähr die Hälfte der chinesischen Neubestellungen für Verkehrsflugzeuge zu ergattern.

Es bleibt bei der Vorherrschaft von Boeing, die bisher über 400 Flugzeuge in den Zukunftsmarkt der Volksrepublik China verkauft hat. Europäische Diplomaten in Peking fürchten, daß es wohl schwierig werde, die Chinesen in letzter Minute umzustimmen. Lediglich eine neuerliche Verschlechterung der chinesisch-amerikanischen Beziehungen könnte das Airbus-Geschäft wohl noch retten. Dafür aber gibt es zur Zeit nicht das geringste Anzeichen. nh