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Bombenanschlag in Jerusalem fordert fünf Tote

■ Der militärische Arm von Hamas bekennt sich in einem anonymen Anruf zu der Tat

Tel Aviv (taz) – Bei einem Selbstmordanschlag auf einen vollbesetzten israelischen Bus sind gestern in Jerusalem fünf Personen, darunter auch die Attentäterin, ums Leben gekommen. Über hundert Menschen wurden verletzt. Ein anonymer, arabisch sprechender Anrufer gab gegenüber dem israelischen Rundfunk bekannt, daß der militärische Arm der radikalen palästinensischen Hamas-Bewegung den Anschlag verübt habe.

Ministerpräsident Jitzhak Rabin, der den Ort des Attentats aufsuchen wollte, sagte den Besuch angesichts stürmischer Protestdemonstrationen rechter Oppositionsgruppen ab. Zuvor war Präsident Eser Weizman zwar dort erschienen, wurde jedoch von einer wütenden Menge daran gehindert, eine Erklärung abzugeben, und sah sich gezwungen, unter großem Sicherheitsaufgebot wieder abzufahren. Weizman lobte die Entscheidung Rabins, die Verhandlungen mit den Palästinensern über eine Ausweitung des Autonomieabkommens für die Westbank („Oslo Zwei“) vorübergehend zu unterbrechen.

Wie bei ähnlichen Anschlägen in den letzten Monaten verurteilte PLO-Chef Jassir Arafat den Anschlag scharf. Abu Zeide, ein für die Beziehungen mit Israel verantwortlicher Sprecher der palästinensischen Regierungsbehörde in Gaza, sagte, die einzige richtige Antwort auf den Terrorismus sei „Oslo Zwei“. Er fügte hinzu, daß die drei am letzten Freitag von der palästinensischen Polizei in Gaza verhafteten Hamas-Aktivisten, die nach israelischen Meldungen einen Selbstmordanschlag in Tel Aviv geplant haben sollen, wahrscheinlich vor Gericht gestellt werden. Beobachter gehen davon aus, daß der gestrige Anschlag eine Reaktion des militärischen Arms von Hamas auf diese Verhaftungen sein könnte, die in Gaza blutige Zusammenstöße zwischen der palästinensischen Polizei und ungefähr 2.000 protestierenden Hamas-Anhängern auslösten. Amos Wollin

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