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: Mutmacher

„Doppelpunkt-Reportage: Wenn Kinder ihre Eltern schlagen“, Mittwoch, 21.00 Uhr, ZDF

Kaum ist eine weitere unheilvolle Geschichte aus dem Leben der heilen Drombusch-Familie zu Ende, da droht das ZDF mit der folgenden Sendung die nächste gleich an: In einem wackeligen Amateurvideo sehen wir einen kleinen Jungen sein Zimmer verwüsten und schreiend auf den Filmenden losgehen, erst mit den Fäusten, dann mit einem Messer.

Sie schlagen Eltern und Geschwister, Mitschüler und Lehrer, und kein Reden, kein Tun scheint ihre Aggressivität dämpfen zu können. Mit sechs, erzählt eine Mutter, habe ihr Junge angefangen, sie zu schlagen; als er zehn war, stand er mit Freunden und Knüppeln vor der Haustür. Eine Schauergeschichte nach der anderen erzählen die Eltern „aus allen sozialen Schichten“. Auch einige Kinder werden befragt. Schlaglichter, weit davon entfernt, Fallstudien zu sein. Mal erregen die Kinder mit ihrer fehlenden Einsicht Abscheu, mal Eltern, die begannen, ihre Kinder zu hassen; und dann wieder erzeugen dieselben Fälle unser Mitgefühl.

Für die Autorin Marlinde Krebs ist das Problem offenbar vor allem ein gestörtes Eltern-Kinder-Verhältnis. Ihr erscheint als einzig wirksames Heilmittel die „Haltetherapie“ – eine Roßkur, bei der die Mutter ihr Kind fast erdrückt. Wissenschaftliche Erkenntnisse deutet sie höchstens an: organische Mängel gebe es wahrscheinlich nicht, ein Nährboden sei womöglich liberale Erziehung, ein anderer Gewalt der Ehepartner gegeneinander. Experten wurden gar nicht erst eingeladen. Keine umfassende Information also. Der abschließende Appell an betroffene Eltern, sich zusammenzuschließen, zeigte, was die Sendung eigentlich wollte: diesen Eltern Mut machen.Oliver Rahayel