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Großer Plan ohne Folgen

■ Seit einem halben Jahr gibt es in Bremen einen Mädchenförderplan – getan hat sich noch nichts

Als im März der Landesjugendhilfeausschuß einen Mädchenförderplan für Bremer Jugendeinrichtungen beschloß, lagen sich die Kolleginnen aus den Freizeitheimen, Mädchenprojekten und Horten in den Armen: Endlich, nach jahrelangem Drängeln und Nerven, endlich geht's los. Endlich soll nur noch ein Drittel der staatlichen Jugendfördermittel für die Arbeit mit Jungen ausgegeben werden, ein ganzes Drittel fürderhin ausschließlich für Mädchen, ein Drittel für koedukative Angebote. Stellen, Arbeitszeit, Sachmittel – alles quotiert.

Nun, ein halbes Jahr später, macht sich Ernüchterung breit: Bislang ist nichts passiert. Jedenfalls nicht auf Ebene der zuständigen Ämter und Behörden. Weder wurden koordinierende Expertinnen bei den Ämtern für Soziale Dienste bestimmt, noch wurde erforscht, in welchen Stadtteilen Mädchen noch gänzlich auf sich gestellt sind und welche Angebote dort eingerichtet werden müßten. An keinem Punkt sei die Umsetzung des Mädchenförderplans angepackt worden, kritisierten gestern auf einer Tagung im Lidice-Haus rund 30 Frauen aus der Mädchenarbeits-Szene. Sie hatten doch schon den Mädchenförderplan geschrieben, sollten sie sich nun auch noch um die konfliktreiche Umverteilung der Gelder kümmern?

„Nein“, gab ihnen die geladene Mädchenexpertin vom Institut für soziale Arbeit in Münster, Claudia Wallner, recht, „es ist die politische Planungsaufgabe des Senats, die Quotierung umzusetzen, das darf nicht individualisiert werden.“ Wird es aber derzeit offenbar: So soll ein Amt für Soziale Dienste einen Ortsbeirat gefragt haben: „Was wollt Ihr nun wirklich haben, einen Mädchentreff oder die Betreuung der randalierenden Jungs-Gang? Beides zusammen geht nicht.“

Zuständig für Jugendhilfeplanung und damit Mädchenförderung ist der Senat, so Claudia Wallner. Das heißt zum einen: der Jugendreferent beim Sozialsenator. Der aber sei als Einzelperson völlig überfordert mit Mädchenförderplanung, berichtete Anette Klasing vom Lidice-Haus. Zuständig ist zum zweiten der Jugendhilfeausschuß, ein der Behörde zugeordnetes Gremium aus VertreterInnen von Parteien und Jugend- und Wohlfahrtsverbänden (Pfadfinder, AWO, Caritas...). Doch in dieses Gremium setzt Anette Klasing vom Lidice-Haus keine große Hoffnung mehr, hat es sich doch zwei Jahre lang geweigert, den Mädchenförderplan abzusegnen. „Die wollten ihre Pfründe nicht verlieren“, so Anette Klasing.

Nun ist der Jugendhilfeausschuß seit den Wahlen zwar mit anderen Personen besetzt, nämlich mehr Frauen, doch noch immer sitzt keine einzige Mädchenarbeits-Expertin darin. Laut Gesetz könnten Verbände und Politik einen ihrer Posten an einen anerkannten Träger der Mädchenarbeit, etwa die Gewitterziegen, abtreten, doch das haben sie nicht. Sitz und Stimme für Mädchenprojekte im Jugenhilfeausschuß – nur eine Formalie? Beileibe nicht, denn es ist der Jugendhilfeausschuß, der die Zuschüsse für Jugendreisen, Seminare und Projekte genehmigt. Es ist der Jugendhilfeausschuß, der den Antragstelllern auf die Finger klopfen muß, wenn sie nicht ein Drittel der Gelder für Mädchenarbeit ausgeben. Es ist der Jugendhilfeausschuß, der den Antragstellern bei Nicht-Quotierung die Förderung gar verweigern muß...

„Ohne Sitz und Stimme der Mädchenarbeitsprojekte bleibt es bei blumigen Worten. Ich will das Bremen nicht unterstellen, aber das ist eben meine Erfahrung“, warnte die geladene Referentin Claudia Wallner. Frankfurt ist da schon einen Schritt weiter: Frankfurt, das als erste deutsche Kommune einen Mädchenförderplan verabschiedete, hat gleich zwei Mädchenexpertinnen im Jugendhilfeausschuß sitzen. Die machen Druck, berichtete gestern Beate Weißmann vom Frankfurter Frauenreferat. Denn natürlich ist auch in Frankfurt der Mädchenförderplan nur eine „Empfehlung“, kein Gesetz. cis

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