Unterm Strich

Wissenswertes über Erlangen: Dort, so kommt es hereingetickert, fand übers Wochenende nämlich das 15. Erlanger Poetenfest statt, das „bis zum Sonntag alle Darstellungsformen zeitgenössischer Literatur“ genutzt haben soll – und davon gibt's ja bekanntlich eine ganze Menge! Stücker 35 Autoren, Publizisten und Kritiker gaben vier Tage lang „Einblicke in ihr Schaffen“. Auf dem Programm, neben Autorenportraits von Hans Henny Jahnn, Dieter Wellershoff u.a., auch so ehrgeizige Unternehmen wie das Projekt „Österreich sezieren“, mit dem junge Autoren „aus der Alpenrepublik“ (wie? Die Schweizer waren auch mit von der Partie, dpa? Harr, harr!) für Zores und Furore sorgten. Vor allem und allen, so geht die Mär, soll der Überraschungssieger des Ingeborg-Bachmann-Preises, der sogenannte Franzobel, die Besucher einmal mehr „durch überschäumende Wortgewalt und fast anarchische Assoziationen in seinen Bann“ gezogen haben. Ansonsten wurde viel und, wie man so sagt, kontrovers über Grass diskutiert, ja, „Gespräche und Bemerkungen über Grass bildeten bei fast allen der über 50 Einzelveranstaltungen beinahe einen roten Faden.“

In einem Interview mit der Londoner Times hat Salman Rushdie seine 1990 erfolgte Konversion zum Islam als „größten Fehler“ seines Lebens bezeichnet. Er habe durch diesen Schritt die „Satanischen Verse“ als Werk eines guten Islam-Kenner „schützen“ wollen, doch „das war falsch, weil ich nicht an Gott glaube ... Ich hätte nicht den Eindruck erwecken sollen, als täte ich es“, so Rushdie. Das Times-Interview erschien anläßlich der bevorstehenden Veröffentlichung seines neuen Romans „The Moor's Last Sigh“ (im September), bei dem es um eine indische Herrscherfamilie geht. Das Verfassen dieses ersten Romans seit den „Satanischen Versen“ sei für ihn „ein sehr wichtiger Schritt“ gewesen. Seit dem Mordaufruf von 1989 sei er rund 30mal umgezogen. Hinter allen Mordplänen stehe „immer und ausschließlich die iranische Regierung“. Außerdem dienten „soweit wir wissen, die (iranischen) Botschaften in Frankreich und Deutschland als Durchlaufstationen für Anweisungen aus Teheran für meine Ermordung.“

Stevie Wonder hat am Freitag in Jerusalem Israelis und Palästinenser zur Versöhnung aufgerufen. Am Donnerstag hatte die

kleine Gemeinde schwarzer Juden in dem 1.500-Einwohner-Ort Dimona ihm einen begeisterten Empfang bereitet, am Freitag stand ein Treffen mit Achmed Tibi, einem wichtigen Berater von Jassir Arafat, auf dem Programm. Tibi, der sich händchenhaltend mit Wonder auf einem Sofa in seinem Privathaus nördlich von Jerusalem fotografieren ließ, nannte Wonder ein Symbol für den Kampf um Gleichberechtigung, Frieden und Freiheit. Zum Zeichen der Wertschätzung überreichte Tibi eine Kafijeh (vulgo: ein „Pali-Tuch“).

Auch in Beirut kehrt der Pop wieder ein, beziehungsweise es ist der schwarze Neffe Heavy Metal. Erstmals nach Ende des libanesischen Bürgerkriegs (1975-1990) ist im Stadion „Mont La Salle“ Derartiges geplant, die Band, die sich die Ehre geben wird, heißt, ihr kennt sie alle ... Iron Maiden! Angeblich will die Combo sich durch 19 Leibwächter beschützen lassen. „Es ist ein gefährlicher Ort“, gestand Manager Merck Mercuriadis dem britischen Guardian, „aber das gehört zu unserem Feldzug, Hard Rock in der Welt zu verbreiten“.

Und noch mal Wunderwelt des Pop: 20.000 „junge Leute“ haben, wie dpa meldet, den früheren Nato- Luftwaffenstützpunkt Hahn im Hunsrück „in brodelnde Tanzflächen“ verwandelt. Daß einige Flugzeughangars als Party-Location zur Verfügung standen, erhöhte den Geilheitsgrad des Ganzen; daß Massen-Raves jetzt, ähnlich wie Loreley-Festivals und Nürburgring-Rocks, dpa-dramatisierbar geworden sind, leistet ein übriges. 112 Dezibel waren im Spiel. Weiter im O-Ton: „Bevor es zum Tanzen ging, zogen Jungs ihre orange-weiß gestreiften Signalwesten an, Mädels zupften ihre Plastikklamotten zurecht. Je drastischer der Stilbruch, desto besser: Man sah Netzstrumpfhosen, dazu Plateau-Sandalen und Schlabberpullis, Ringe an Augenbrauen, Nase, Lippen, Ohren oder Bauchnabel.“ Mann, das muß ja der helle Wahnsinn gewesen sein, denken wir hier gerade, bevor wir unseren Penisring neu justieren. Ähnlich muß es auch DJ Steve L. gegangen sein, als er das Statement abgab: „Geil. Die Leute sind motiviert bis zur Oberkante“.

Die Bild-Zeitung sieht ihn schon im Koma, bestätigt ist bislang aber bloß, daß der beliebte Volksschauspieler Harald Juhnke einen Kreislaufzusammenbruch erlitten hat und seit Montag im Berliner Martin- Luther-Krankenhaus liegt. Für vier Wochen sind alle Termine abjesacht.

Robbie Williams (Ex-Take-That) war in Berlin! Von 200 Polizisten mit Hunden wurde er vor über 1.000 weiblichen Fans geschützt, die zur IFA reinwollten, weil Robbie da am Pro7-Stand mit Moderatorin Sabine Noethen zugange war. Das Live-Interview wurde für das Jugendmagazin „taff“ geführt. Robbie, ganz bolle, über seine Traumfrau: „Sie muß einfach nur normal sein, so wie du, Sabine.“