Das Portrait
: Ex-RAF-Aktivistin

■ Sieglinde Hofmann

„Ernsthaft, entschlossen, verantwortungsbewußt“ – als die in der verblichenen DDR festgenommenen ehemaligen AktivistInnen der „Rote Armee Fraktion“ (RAF) den westdeutschen Fahndern 1990 bereitwillig Auskunft gaben über ihre früheren GenossInnen, kam Sieglinde Hofmann besser weg als die meisten. Die heute 50jährige war beliebt, eine ruhige Autorität. Erst von den DDR- HeimkehrerInnen erfuhren die Staatsschutzbehörden, welche zentrale Rolle die Frau vor, während und nach dem Deutschen Herbst 1977 gespielt haben muß.

Im Mai 1980 war Sieglinde Hofmanns RAF-Karriere nach gut vier Jahren zu Ende. Deutsche Fahnder machten sie in Paris ausfindig, französische Kollegen nahmen sie gemeinsam mit vier anderen Frauen fest und lieferten sie aus. Zwei Jahre zuvor hatten die jugoslawischen Behörden anders entschieden. Sechs Monate, nachdem ihnen Sieglinde Hofmann, Brigitte Mohnhaupt, Peter-Jürgen Boock und Rolf Clemens Wagner in Zagreb ins Netz gegangen waren, ließen sie die vier „Top-Terroristen“ wieder laufen. Bonn hatte sich geweigert, im Gegenzug acht oppositionelle Exilkroaten zu überstellen.

Sieglinde Hofmann Foto: taz-Archiv

Vor dem Oberlandesgericht Frankfurt blieb Hofmann 1982 das damals für RAF-Mitglieder obligatorische „Lebenslang“ erspart, weil Paris in seinem Auslieferungsbeschluß eine Verurteilung wegen Mordes ausgeschlossen hatte. Sie wurde wegen RAF-Mitgliedschaft und ihrer – nicht unmittelbaren – Beteiligung an der mißlungenen Entführung und Erschießung des Bankiers Jürgen Ponto im Juli 1977 zu 15 Jahren verurteilt.

Am 5. Mai dieses Jahres war die Strafe verbüßt, was Sieglinde Hofmann, die sich 1993 nach ideologischen Auseinandersetzungen politisch von der RAF trennte, der Freiheit nicht näherbrachte. Inzwischen hatten die SpätheimkehrerInnen aus der DDR weitere Straftaten ihrer Ex-Genossin offenbart: Sie soll dem vierköpfigen „Kommando Siegfried Hausner“ angehört haben, das am 5. September 1977 Hanns Martin Schleyer in Köln entführte und seine vier Begleiter erschoß. Außerdem soll sie an einem Sprengstoffattentat in Belgien im Juni 1979 beteiligt gewesen sein. Letzterem wäre um ein Haar der damalige Nato- Oberbefehlshaber in Europa, Alexander Haig, zum Opfer gefallen.

Nun droht ihr das Standardstrafmaß für RAF-Täter der zweiten Generation: Lebenslang. In Stammheim. gero