Das Portrait
: Widerständler

■ Gabriel Tetiarahi

„Einer der brillantesten Geister Tahitis“, rühmt ihn John Doom vom Weltkirchenrat. „Ohne ihn ist der tahitianische Widerstand gegen die französischen Atomtests kaum denkbar“, glaubt eine Frau im Friedensdorf der Testgegner. Der so Gepriesene heißt Gabriel Tetiarahi und ist der Gründer und Vorsitzende der polynesischen Organisation Hiti Tau.

Er läßt sich von allen nur Gabi nennen, und wenn der etwas rundliche 38jährige mit seinem Wuschelkopf und -bart in Shorts und T-Shirt mit Hiti-Tau-Emblem ankommt, nimmt er sich erst einmal die Zeit, einen mit Wangenküßchen zu begrüßen. Doch die Gemütlichkeit täuscht. Der Mann ist schnell, taucht überall auf, ist gleich wieder weg, bespricht etwas hier, gibt da Auskunft und verspricht, gleich wiederzukommen. „Wenn du einen Termin mit ihm hast, geh lieber früher hin“, wurde mir gesagt. „Er ist meist vor der vereinbarten Zeit da.“

Über Tetiarahi selbst etwas herauszufinden ist nicht leicht. „Er spricht nicht über sich; gerade das macht ihn so gut“, sagt eine Mitstreiterin. Er hat in Bordeaux alle möglichen sozialwissenschaftlichen Fächer in Rekordzeit studiert; promoviert hat er in Regionalentwicklung. Während seines Forschungsprojekts in Tahiti sei er auf die sozialen Probleme dort aufmerksam geworden, sagen Freunde. Zum Beispiel habe er gelernt, wie seine Familie im Lauf der Zeit ihr Land an die Franzosen verlor.

Gabriel Tetiarahi, der Oppositionelle, ist schnell zur Stelle Foto: Reuter

Zunächst in der polynesischen Menschenrechtsliga engagiert, machte er sich ab 1991 daran, ein Netz von lokalen NGOs zu gründen: Hiti Tau, zu deutsch „Es ist Zeit“. Die Organisation, der heute ungefähr 50 Gruppen angehören, will den Menschen helfen, sich selbst zu helfen. „Die Dekolonisation zuerst im Kopf schaffen“, nennt Tetiarahi das. Die Arbeitsschwerpunkte der Gruppen sind zum Beispiel Landrechte, Landbau, Frauen und Umwelt – und natürlich der Kampf gegen die Bombe.

„Ich habe mir eben überlegt, was ich Sinnvolles für mein Volk tun kann“, sagt Gabi nur. Bis vor kurzem verdiente er sein Geld in einer Planungsbehörde – wo er mehrere Male mit Rausschmiß bedroht wurde, aber jedesmal vor dem Arbeitsgericht recht bekam. Die polynesische Regierung (von Frankreichs Gnaden) würde ihn inzwischen gern einbinden und auf diese Weise ruhigstellen. Mehrfach wurde ihm ein Ministerposten angeboten. Er aber arbeitet inzwischen für Hiti Tau – mit ganzer Kraft. Nicola Liebert