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KommentarIntimschutzbruch

■ Wenn das Bankkonto gelüftet wird

Beim Stuhlgang wird die Tür verriegelt und im Schlafzimmer der Vorhang zugezogen, bevor es ins Bett geht. Und doch gibt es einen Bereich, der den Deutschen weit intimer ist als selbst die intimste Stelle des eigenen Körpers: das Bankkonto.

Schon der Gehaltsstreifen wird mit einer undurchdringlichen Buchstabensuppe vor den lüsternen Augen der KollegInnen geschützt. Und vor der Auskunft über Kontostand und Dispolimit erhebt sich die hochgeschlossene Undurchdringlichkeit eines vierstelligen Zahlencodes. Schon um jeden Gedanken an einen Bruch des dringendsten deutschen Intimschutzbedürfnisses im Vorfeld zu zerstreuen, kleiden sich auch die Bankgebäude in kalt-distanzierte Eleganz.

Gut vorstellbar, welche Furore sich da mit einer offenen Liste von Bankkunden machen läßt – selbst wenn nur ein paar Namen und Nummern und keine Geldangaben draufstehen. Wenn schon keiner die Bremer „Kabelzeitung“ im Fernsehen anguckt, dann hat sie sich jetzt mit der zugespielten Liste der Landesbank zumindest prima ins Gespräch gebracht. Dabei ist doch eigentlich gar nichts weiter dran an dem so schwer bewehrten Bankgeheimnis. Verhält es sich mit den Konten doch am Ende nicht viel anders als mit den schamvoll versteckten Lenden: die einen haben ein bißchen mehr, die anderen ein bißchen weniger drauf. Dirk Asendorpf

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