Bei Atomtest Konsumverzicht

■ Neue Studie: Die große Mehrheit der Franzosen lehnt die geplanten Atomtests ab. In Polynesien wird weiter protestiert, in Paris zugleich eine Menschenkette verboten

Papeete (rtr/AFP/dpa) – Mehrere hundert Menschen setzten gestern auf Tahiti ihren Protestmarsch gegen die französischen Atomtests fort. Eine Gruppe von rund dreißig Frauen stürmte dabei ein Gebäude der französischen Verwaltung in Papeete. Die Frauen verlangten den Stopp der Tests und die Unabhängigkeit Französisch-Polynesiens. Die Bezirksverwaltung stellte starke Polizeikräfte bereit, Auseinandersetzungen mit den Demonstrantinnen wurden aber nicht gemeldet. Der Marsch soll am Sonntag mit einer Großkundgebung beendet werden.

Auch die Mehrheit der Franzosen ist gegen Tests auf dem Moruroa-Atoll. Greenpeace präsentierte gestern in Paris eine Umfrage, wonach 63 Prozent der Befragten Atomtests ablehnen. Für die Erhebung waren am 25. und 26. August insgesamt 958 Menschen befragt worden. 78 Prozent waren sogar prinzipiell gegen jede Weiterentwicklung von Atomwaffen.

Die Bündnisgrünen haben der französischen Anti-Atomtest-Bewegung Unterstützung bei den Protesten gegen die Versuche zugesichert. Fraktionschef Joschka Fischer und Vorstandssprecher Jürgen Trittin warfen gestern in Paris dem französischen Präsidenten vor, den „atomaren Rüstungswettlauf“ neu anzuheizen. Mit dem Vorstandssprecher von „Les Verts“, Yves Cochet, forderten sie ein atomwaffenfreies Europa. Einen Boykott französischer Waren lehnten die Bündnisgrünen nachdrücklich ab. „Unser Protest richtet sich gegen die Entscheidung des Präsidenten und der Regierung, aber nicht gegen Frankreich.“

Unterdessen hielten französische Behörden an einer Schleuse westlich von Paris das Greenpeace-Schiff „Beluga“ fest. Das Boot wollte an der Spitze einer „Europäischen Flotte gegen die Atomversuche“ die Seine hinauf bis Paris fahren. Auch die geplante Menschenkette von einer Seine- Brücke zum Élysée-Palast sei von der Polizeipräfektur wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“ verboten worden. Im Anschluß an diese Aktion wollte Greenpeace dem französischen Präsidenten mehr als 3 Millionen gesammelte Protestunterschriften übergeben.

Auch die deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs sammelte Unterschriften. Nach ihren Angaben haben rund 20.000 Unterzeichner zu einem Teststopp aufgerufen und sich verpflichtet, andernfalls auf den Kauf oder Konsum französischer Produkte zu verzichten.

Bereits gestern hat die SPD-Vizechefin Herta Däubler-Gmelin Listen mit rund 102.600 Unterschriften der französischen Botschaft in Bonn übergeben. Die Aktion wurde von SPD, Grünen, gewerkschaftlichen, kirchlichen und Umweltgruppen getragen. wg