■ Vorlauf
: Hotel Paradies

„In uns die Hölle“, So., 20.15 Uhr, Sat.1 – Wer denkt, daß man zum Klavierspielen eigentlich nur die Hände braucht, wird „In uns die Hölle“ niemals verstehen. Klavier spielt man insbesondere mit den Füßen, belehrt Vincent Nilsen (Karlheinz Hackl) den kulturbanausigen Jo Hoffmann (Max Tidorf) und macht gleich klar, warum er den „neurotischen Ehemann“ (Presse-Info) geben muß.

Vincent war nämlich einmal Starpianist, nach einem Unfall mit seinem Ferrari ist er jetzt vom Bauchnabel abwärts taub. Eine harte Sache, vor allem für Gattin Ines: „Sie schuftet von morgens bis abends am Bau des kleinen Hotels, ist nebenbei Krankenschwester, Psychologin, Köchin, Putzfrau für ihren Mann, fährt einkaufen, streitet sich mit Lieferanten rum und, und, und ...“, beschreibt Katja Flint ihre Rolle in diesem „großen TV- Film“. Ein wenig unterhaltsames Dasein, das wir – davon kann man bei einer Eigenproduktion von Sat.1 ausgehen – uns so nicht allzu lange ansehen müssen.

Der auf Quoten schielende Suspense- und Fleischfaktor kommt mit dem auf der Flucht befindlichen Jo Hoffmann (Max Tidorf) ins Spiel, einem zu Unrecht des Mordes verdächtigten Drogenfahnder des BKA. Ständig Jos Brusthaare und Muskeln vor der Nase, wenn er Ines bei der Umgestaltung ihres mallorquinischen Hauses in ein Hotel zur Hand geht, bleibt wenig Platz für Zweifel, was wohl bald passieren wird. Ines wird nach einer Verfolgungsjagd schwach: „Wieder in Sicherheit, fallen die beiden übereinander her und lieben sich heftig“ (Presse- Info). Klar, daß eine Frau in ihrer Lage einen starken, handwerklich versierten Mann braucht.

Platt wie eine geklopfte Scholle auch Vincents Charakter. Die biestige Zickigkeit, die zu Beginn des Films kurz anklang, die Möglichkeit, daß der Ex-Star zusammen mit seiner Frau um die Bewunderung eines echten Machos buhlen könnte – alles viel zu kompliziert. Vincent packt schnell das, was man unter „blinder Haß“ so gemeinhin zusammenfaßt, und will das frische Paar vergiften. Das wird er wohl auch im Rollstuhl hinkriegen, denken natürlich nur die, die vergessen, daß es immer die Bösen sind, die sterben müssen...Claudia Thomsen