Jacques Chirac bleibt bombensicher

■ Testphase auf Moruroa hat begonnen. Proteste in Paris werden verhindert

Paris/Papeete (dpa/AFP/AP/taz) – Jacques Chirac bleibt hart. Nach Korrespondentenberichten verdichteten sich gestern abend die Anzeichen, daß der Atombombentest auf dem Moruro-Atoll unmittelbar bevorsteht. Unter Berufung auf japanische Regierungskreise meldete Le Monde sogar, die Bombe sollte gestern um 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit gezündet werden. In Paris hieß es lediglich, die Testphase habe begonnen.

Die Protestwelle hat die Selbstsicherheit des französischen Präsidenten jedoch sichtlich erschüttert. Seit Donnerstag abend sind in Paris alle Demonstrationen gegen die Atombombentests untersagt. Greenpeace hatte mit einer Protestfahrt auf der Seine und einer Menschenkette bis zum Élysée-Palast protestieren wollen. Das deutsche Greenpeace-Schiff „Beluga“, das mehr als drei Millionen Unterschriften gegen die Atombombentests nach Paris bringen wollte, liegt an einer Seineschleuse fest. Etwa 350 Demonstrierende haben sich gestern trotzdem in der Nähe des Amtssitzes von Chirac auf einer Seinebrücke niedergelassen. Über 200 von ihnen sind von der Polizei vorläufig festgenommen worden. Auch Abgeordnete aus mehreren europäischen Ländern nahmen an der Kundgebung teil. Chirac selbst ließ durch seine Sprecherin Cathérine Colonna erklären, er lehne es ab, die Demonstranten persönlich zu empfangen. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin Le Point bezeichnete der Präsident die Proteste als „Mischung aus irrationalen Ängsten und politischen Überlegungen“. In ein paar Wochen sei die Protestwelle wohl abgeklungen.

Vor dem französischen Atomtestgelände im Südpazifik kreuzen inzwischen acht Schiffe der internationalen Protestflotte. Nervosität herrschte auf der Fregatte „Prairial“, die das Greenpeace- Flaggschiff „Rainbow Warrior II“ ständig überwacht. Der Kommandeur der französischen Armee in Polynesien warnte Greenpeace erneut davor, mit Tauchern zu den Atomtestgeländen auf den Atollen Moruroa und Fangataufa vorzudringen. Es sei ein Vergehen, in die französischen Hoheitsgewässer einzudringen, aber es sei ein noch größeres Vergehen, in ein Militärgebiet einzudringen. Dies sei die „Art von Aktion, die jede Armee der Welt als die aggressivste ansieht“, sagte der Kommandeur. Frankreich hat 15 Schiffe im Einsatz, um die Landung von Atomtestgegnern auf den Atollen zu verhindern.

Auch in Tahiti sind die Proteste schärfer geworden. Am Donnerstag waren rund 30 Menschen in die französische Luftwaffenbasis nahe des internationalen Flughafens von Papeete eingedrungen. Die Gruppe soll der militanten Fraktion der Unabhängigkeitsbewegung von Tahiti angehören. nh Seiten 2, 7 und 10