Lobby für Blümchenparade

■ Handel wirbt für Bremer Bundesgartenschau / Karlsruhe kapituliert vor Kosten

Heute in einer Woche muß der Senat entscheiden, ob sich Bremen als Standort der Bundesgartenschau 2001 (Buga) bewirbt. Doch auch wenn sich gestern vormittag in der Handelskammer ein Lobbybündnis für die Blumenparade präsentierte und am Mittag die Staatsräte in kleiner Runde über Konzept und Finanzierung berieten, wagt bisher niemand eine Prognose, wie die Entscheidung ausfallen wird.

Zwar hatte der Baustaatsrat Jürgen Lüthge in einem vertraulichen Brief an seine Staatsrats-Kollegen bereits vor zehn Tagen gnadenlos mit der bisher vorliegenden Ideensammlung abgerechnet (vgl. taz vom 26.8. „Bundesgartenschu – Super-Flop?“), doch gleichzeitig lockt die Möglichkeit gewaltig, mit der Buga Millionen an BesucherInnen in die Stadt zu locken, die sonst nur einen großen Bogen drumherum machen.

„Mit einer Zahl von 3,5 Millionen Besuchern liegen wir sicher nicht zu hoch“, versprach gestern der vom ehemaligen Gartenbauamt (jetzt „Stadtgrün“) mit den Vorplanungen beuftragte Landschaftsarchitekt Karl-Peter Schreckenberg. „Hochgerechnet ergibt das bestimmt 300 bis 400 Millionen Mark zusätzlichen Umsatz in der Stadt“, frohlockte auf dieser Grundlage Axel Böse vom Nordwestdeutschen Gartenverband und stieß damit auch bei der „City-Initiative“ der Bremer Innenstadtkaufleute auf Begeisterung.

Daß die womöglich aber etwas voreilig ist, zeigen die Erfahrungen anderer Städte mit der Buga. So hatten Rosenduft und bunte Rabatten selbst in das zentral gelegene Frankfurt zur Buga 1989 nur 4,15 Millionen BesucherInnen gelockt. Die Veranstaltung endete dort entsprechend mit einem Einnahmeloch von sieben Millionen Mark. Und in Dortmund waren die von der Stadt zu tragenden Buga-Kosten 1991 schon vor der Eröffnung von ursprünglich geplanten 10,5 auf 36 Millionen Mark angestiegen.

Auf wie wackeligen Füßen auch die Bremer Kostenrechnungen für die Buga 2001 stehen, haben bislang am besten die PlanerInnen bei Stadtgrün selber unter Beweis gestellt. Hatten sie in einem Papier vom 7. August die Gesamtkosten noch auf „ca. 250 Millionen“ geschätzt, „sank“ diese Summe auf dem nächsten Papier Anfang September bereits auf politisch weit opportunere 132 Millionen Mark. Dem stehen geschätzte Einnahmen von 74 Millionen gegenüber, davon 15 Millionen aus „Sponsoring“ und 40 Millionen aus Eintrittsgeldern – und das, obwohl die Bremer Buga eine Ausstellung „ohne Zäune“ sein soll, so Planer Schreckenberg.

Doch selbst wenn sich der Senat am 12. September auf diesen ungedeckten Wechsel einlassen sollte, ist keineswegs sicher, daß die Blümchenparade 2001 wirklich an die Weser kommt. Neben Bremen wollen sich nämlich auch Potsdam, Münster, Leipzig und Rostock um den eigentlich nach Karlsruhe vergebenen Termin bewerben.

Die badische Stadt hatte im November vergangenen Jahres im letzten Moment einen Rückzieher gemacht. Mit 29 zu 26 Stimmen nahm der Stadtrat damals die Zusage von 1990 wieder zurück. Die geschätzten Kosten von 167 Millionen Mark seien für die Stadtkasse einfach zu hoch, argumentierten SPD, Grüne, Karlruher Liste, ÖDP und Republikaner. CDU und FDP blieben mit ihrem Wunsch, die Buga trotzdem durchzuführen, in der Minderheit.

Doch Bremens Buga-Lobby glaubt fest an den finanziellen Erfolg der Veranstaltung. Auch ohne Zäune soll der Buga-Eintrittspreis zum Beispiel über den Verkauf von Fahrkarten für die Schiffe erhoben werden, die auf der Weser pendeln und so an einem Tag den Besuch aller rund 20 Ausstellungsgelände zwischen dem Weserwehr und Rablinghausen ermöglichen sollen. Die Kosten für das Chartern dieser Schiffe allerdings tauchen im Finanzplan bisher gar nicht auf. „Die Schiffe sollen Sponsoren zur Verfügung stellen“, begründet dies Planer Schreckenberg. Ase