Militärisches Getöse sorgt für Unruhe

■ Die Bundeswehr schenkt Emden einen „großen Zapfenstreich“

Als Geburtstagsgeschenk ist das Beste gerade gut genug: Emden feiert in diesem Jahr sein 500jähriges Bestehen als Stadt. Und das dort stationierte ABC-Abwehrbataillon der Bundeswehr würdigt das Geburtstagskind mit der höchsten Ehre, die es zu vergeben hat: dem Großen Zapfenstreich.

Zwei Ehrenzüge des Bataillons werden am 14. September abends vor dem Rathaus aufmarschieren und ein Musikkorps der Marine flankieren. Sie werden das Kirchenlied „Ich bete an die Macht der Liebe“ spielen, dann das Deutschland-Lied anstimmen, illuminiert von Fackelträgern. Vor dem großen Zapfenstreich „geben sich die Stadt Emden und das ABC-Abwehrbataillon die Ehre, zu einem Empfang“ ins Rathaus zu laden.

„Dieses Forum der Stadt Emden für eine unheilige Allianz von Militärtradition aud Außenpolitik ist unakzeptabel“, schreiben KriegsgegnerInnen im Antimilitaristischen Bündnis Emden. Seit Wochen fordern die ostfriesischen AktivistInnen von Emdens Oberbürgermeister Brinkmann und Oberstadtdirektor Hinnendahl „das Militärspektakel mit Stahlhelm, Fackeln, Marschmusik und Deutschlandlied“ abzusagen. Keine Reaktion.

Die freie ostfriesische Presse jedoch reagierte: Die „Ostfriesische Zeitung“ in Leer, Emden, Aurich und Norden habe Kleinanzeigen gegen den Zapfenstreich abgelehnt, berichtet Regina Beyer vom Antimilitaristischen Bündnis. Auch kritische Berichte über den Soldatenauflauf würden unterdrückt.

„Die Bundeswehr hat uns den Großen Zapfenstreich geschenkt“, sagte Pressesprecher Hoffmann gestern zur taz. Er weiß die „militärische Ehre“ zu schätzen, spielen die Soldaten doch sonst nur für scheidende Bundeskanzler oder zu Besuch weilende Staatspräsidenten auf. Der Zapfenstreich sei der Abschluß für die Geburtstagsfeiern seit Anfang des Jahres.

Gegen den Zusammenhang des Militärspektakels mit Fackelmärschen der Wehrmacht, den das Antimilitaristische Bündnis herstellt, wehrt sich die Bundeswehr. „Im 3. Reich sind einige Sachen mißbraucht worden“, sagt Arne Jöchel, Presseoffizier der Emder Bundeswehr. Der Große Zapfenstreich habe eine längere Tradition. Bereits im 30jährigen Krieg hätten Soldaten ins Horn geblasen, die heutige Zeremonie gehe bis 1838 zurück. Damals habe der russische Zar Berlin besucht. ufo