Durchweg rhythmisch

■ Rockers HiFi und Digidub als probate Mittel zur Entschlackung der Gelenke

Sagen wir doch einfach Disco. Oder Funk. Oder Bumms. Denn was auch immer bei der zähen Tätigkeit, Klang mit Worten zu vermitteln, an Verlusterscheinungen unvermeidlich ist – der zähe, pelzige Beigeschmack pseudoinformierter Begriffe wie TripHop, Deep-, Neo-, Club- oder Ambient-Dub, Dubhouse usw. – muß weder Verfasser noch RezipientIn zugemutet werden. Noch dazu, wo selbst scheinbar grundlegende Zuschreibungen wie Dub keineswegs geklärt sind.

In England, woher das Gros dieses babylonische Verhältnisse auslösenden Übels stammt, ist die Problematik keinesfalls kleiner. Dort wurde zum Beispiel das Produzentenduo Leftfield durch seine auf wuchtigen, tiefen Beats aufgebaute Club-Musik selbst zur Bezeichnung eines Stils.

Unter den Begriff Leftfield oder Big Beat oder Bumms würden sich auch Rockers HiFi vermitteln lassen. Ihre durchweg rhythmische Melange verwöhnt die Organe mit jenen im genau richtigen Frequenzbereich angesiedelten Stößen, die sich bei Instant-Techno/House garantiert nicht finden. Weiter: Unter den Stößen sind oftmals noch tiefere Töne, die technoid oder auch organisch brummen. Verbündete dieser beiden Elemente: perkussive Elemente aller Art, die Taktzahlen verstärken und zackige Techno-Effekte hervorrufen oder versetzt das bewirken, was Groove genannt wird.

Struktur und Dramatik ziehen Rockers HiFi aus den Soul-, Reggae- und auch Disco-Annalen. Sie lassen vokale und melodische Stränge über den Rhythmen fließen und stehen am Ende mit etwas derartig Gelungenem da, daß es ihnen von mir aus die Berechtigung verleiht, einem neuen Genre ihren Namen zu geben. Der übrigens mal Original Rockers lautete, unter dem sie ihre bislang einzige LP schon vor zwei Jahren veröffentlichten.

Dieser Höhepunkt einer geschmackvollen neuen Tanzmusik wird unterstützt von einem einzelnen Forscher aus Londoner Elektronik-Kellern, der sich den konsumentenfreundlichen Namen Digidub gegeben hat. Auf die melodiöse Wärme der Rockers verzichtend, arbeitet Digidub mit einer ähnlichen, aber reduzierteren Rezeptur offensichtlich elektronischer Klänge. Hier lassen die Beats auch schon einmal die Hektik-Grenze von 150 pro Minute hinter sich. Alles darauf abgestimmt, die Gelenke zu entschlacken, bevor sich in Folge der Club-Himmel auftut. Und niemand wird nach Wörtern fragen. Uschi Steiner Heute, 21 Uhr, Markthalle