■ Querspalte
: Sodom an der Spree

Jetzt isses raus: Die Berliner sind die Ausgebufftesten unter den Verbalerotikern. Eine verschnullebatzte Bande, denen das Obszöne linguistisch näher steht als den anderen Naturvölkern zwischen Rhein und Havel. Mag es nun die Berliner Luft oder die Currywurst sein, die dafür verantwortlich ist, daß hier mehr verbal rumgesaut wird, fest steht, daß selbst JFK dazugehören wollte. Er, der in Washington rumschnackselte, was das Zeug hielt, bekannte sich nur deswegen öffentlich dazu, ein Berliner zu sein. Übersetzt heißt das: Alles, was bei drei nicht auf dem Baum ist, wird gevögelt, der Rest wird runtergeschüttelt.

Die bedingungslose Lustmolcherei, der Tremor Sexualis, der das Spree-Sodom im Griff hat, beschränkt sich nämlich nicht nur auf die Sprache. Mußte nicht erst diese Woche der Oberurologe eines Berliner Krankenhauses die Männer davor warnen, ihre Schniedel in Staubsaugerrohre zu stecken? Man braucht sich bloß mal die Schmuddelsonderangebote in den Berliner Stadtmagazinen anzugucken, um zu wissen, wo in der Hauptstadt der Hammer hängt. „Pißgeiler Ledersodomist sucht Sperma-Stute mit eigenem Taucheranzug. Spätere Heirat nicht ausgeschlossen. Kennwort: Hängt ein Pferdehalfter an der Wand.“

Um es im Präservativ defekt massiv zu sagen: Die Berliner sind ein überaus lebendiges und vögelndes Volk. Daß das einen sexualforschenden Zitterjochen, der jedes verfickte Wort auf die Goldwaage legt, jetzt zu dem Ergebnis kommen läßt, daß die Berliner weniger Scheu vor dem Gebrauch von sogenannten Vulgärausdrücken an den Tag legen, ist ja wohl wissenschaftliche Ehrensache. Gib mir meine Studie heute!

Jetzt, wo es aufgedeckt ist, können die Berliner die Chance nutzen und sich offen zu ihren proletarischen Neigungen bekennen. Sie sollten sich im Rahmen der anstehenden Vereinigung (ächz!) mit Brandenburg zwei kopulierende Bären auf die künftige Flagge sticken. Schließlich sind die Umlandpreußen Stammesbrüder. Peter Lerch