Nato läßt nicht locker

■ Trotz russischer Kritik: Luftangriffe auf serbische Stellungen gehen weiter

Sarajevo (AP/dpa/taz) – Mit neuen Bombenangriffen haben UNO und Nato gestern den militärischen Druck auf die bosnischen Serben wieder verstärkt. Über dem serbischen Militärkomplex Lukavica stiegen nach drei Explosionen Rauchsäulen auf. Eine vermutlich von den Serben abgefeuerte Rakete explodierte in der Luft. Während die bosnischen Serben behaupteten, ein Nato-Flugzeug abgeschossen zu haben, bestritt das Nato-Kommando Süd in Neapel diese Angabe. Weitere Explosionen wurden aus der Umgebung von Pale gemeldet. Am Mittag verstärkte die Nato ihre Luftpräsenz über Sarajevo.

Die Bombardements, mit denen der Abzug schwerer Waffen um Sarajevo erzwungen werden soll, veranlaßten den russischen Präsidenten Jelzin zu der Warnung, sein Land könne seine Beziehungen zum Westen überdenken. Die Nato wies die Kritik zurück und erklärte, Rußland sei voll über die Aktion informiert worden. In Moskau sprachen der spanische Ministerpräsident González und der EU-Kommissionspräsident Santer mit Jelzin.

Die Regierung in Belgrad forderte gestern ebenfalls die Einstellung aller Angriffe.

Der militärische Chefberater des kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman, Antun Tus, erklärte, die Regierungen in Zagreb und Sarajevo planten ein gemeinsames militärisches Vorgehen bei Doboj in Bosnien. Die von den Serben gehaltene Stadt in der Posavina, die auf drei Seiten von bosnischen Regierungstruppen eingeschlossen ist, gilt als Schlüsselstellung von strategischer Bedeutung.

Gestern hat die Armeeführung der bosnischen Serben eine Bilanz veröffentlicht, nach der seit dem Beginn der Nato-Luftangriffe Mitte der vergangenen Woche rund hundert Zivilisten getötet und mehrere hundert verletzt wurden. Nach Angaben von Tanjug wurden gestern allein in der Region Doboj 15 Zivilisten getötet, darunter vier kleine Kinder. gb

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