Juristische Ruppigkeiten gegen Atomtestprotest

■ Demonstranten in Schnellverfahren verurteilt / Greenpeace-Boot geentert

Berlin (dpa/AP/AFP/taz) – Französisches Militär und Justizbehörden haben am Wochenende alle juristischen Register gegen Atomtestgegner gezogen. In Papeete verurteilten die Behörden 22 jugendliche Protestler am Wochenende in Schnellverfahren zu viermonatigen Gefängnisstrafen, 19 davon ohne Bewährung. Das Gericht hatte ihnen zumeist Plünderung vorgeworfen. 7 Demonstranten sind noch in Untersuchungshaft. Beim Brand des Flughafens sollen Schäden von 150 Millionen Mark entstanden sein. Vor Moruroa brachte die französische Kriegsmarine ein drittes Greenpeace-Schiff auf. Ein französisches Kriegsschiff stoppte die von der Umweltorganisation gescharterte La Ribaude zwischen den Atom-Atollen Moruroa und Fagataufa. Das Schiff hatte acht Politiker und sieben Journalisten aus Australien, Italien, Japan, Luxemburg und Schweden an Bord. Die Greenpeace-Schiffe Rainbow Warrior II und Greenpeace, die die französische Marine am 1. September, Tage vor dem Test, gewaltsam geentert hatte, wurden von den französischen Behörden ganz offiziell beschlagnahmt. Greenpeace kündigte unterdessen an, die französische Regierung auf Schadenersatz zu verklagen. Französische Soldaten hätten die gesamten Kommunikationseinrichtungen der Rainbow Warrior II zerschlagen. „Das Schiff ist nun technisch gesehen ein Wrack“, so Gert Driemann von Greenpeace Niederlande. Das Schiff segelt unter niederländischer Flagge. In Papeete beruhigte sich die Lage derweil. Der Flugbetrieb am teilweise zerstörten Flughafen wurde wiederaufgenommen. Die Banken und Geschäfte hatten wieder geöffnet, die Schulen blieben allerdings noch geschlossen. Der Chef der einheimischen Gewerkschaft Atia I Muaa, Hiro Tefaarere, der vom französischen Chef der Regionalverwaltung als „Anstifter der Unruhen“ angezeigt worden war, hielt sich allerdings noch verborgen.

Frankreichs Präsident Jacques Chirac telefonierte mit der EU- Kommission und kündigte an, der EU eine Inspektion der Atomtestanlagen auf dem Moruroa-Atoll zu gestatten. EU-Umweltkommissarin Bjerregaard bat daraufhin brieflich im französischen Umweltministerium um zusätzliche Daten zur Vorbereitung der Reise. In Frankreich waren die BürgerInnen trotzdem nicht begeistert von Chiracs Explosion. Eine Umfrage nach ergab, daß 60 Prozent der Befragten die neuen Tests ablehnten und nur 36 Prozent sie befürworteten. Unter den Befragten, die sich als links bezeichneten, lehnten 84 Prozent die Atomtests ab. In Lille ketteten sich sechs Testgegner vor der Präfektur an. ten