Projektehaus Bauernstraße

■ Verein „Kommunale Drogenpolitik“ fürs Sparen durch Drogenfreigabe

Zu einem „Projektehaus“ haben sich vier alteingesessene Bremer Vereine und Initiativen in der ehemaligen Drogenberatungsstelle in der Bauernstraße 2 zusammengeschlossen. Die Drobs war im Juli ins Tivoli-Hochhaus am Bahnhof umgezogen. Von einer Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt bis zum „Kram- und Konsumladen“ bietet inzwischen die „Bremer Commune“ im Erdgeschoß ihre alternativen Dienste an. Nachdem ihr früheres Domizil am Weidedamm den Bauarbeiten der Gewoba zum Opfer gefallen ist, hat die Commune in der Bauernstraße neues Obdach gefunden.

Im ersten Stock haben sich das „Netzwerk Selbsthilfe“ und der „Verein für Umwelt und Arbeitsschutz“ (VUA) zu einer Bürogemeinschaft zusammengefunden. Wie zuvor im Fehrfeld kümmern sie sich um die Lobbyarbeit für Bremens selbstverwaltete Projekteszene (Netzwerk) und die Beratung über gesundheitsschädliche Stoffe in Haushalt und am Arbeitsplatz (VUA). Der „Ottilie-Hoffmann-Verein“ hat ihnen als Besitzerin des Bauernstraßen-Hauses günstige Mietbedingungen verschafft.

Im zweiten Stock feierte gestern der Verein „Kommunale Drogenpolitik“ den Einzug seiner Geschäftsstelle. Von hier aus werden künftig die fünf Einrichtungen des Vereins koordiniert. Mit 30 festen und 20 Teilzeit-MitarbeiterInnen und einem Jahresumsatz von rund zwei Millionen Mark ist die „Kommunale Drogenpolitik“ mit Abstand das größte Projekt im neuen Projektehaus.

Klaus Kenklies, Mitgründer und Vorsitzender der „Kommunalen Drogenpolitik“, versicherte aus Anlaß des Umzugs die Bereitschaft aller Bauernstraßen-Projekte, auf die Forderung in der Regierungserklärung von Bürgermeister Henning Scherf einzugehen, und tatsächlich ihren Teil zur „Innovationskraft aller gesellschaftlichen Gruppen“ beizutragen, um Bremen „aus der Schuldenfalle zu befreien“. Kenklies hatte auch gleich einen ersten Vorschlag dafür parat: die Aufhebung der Prohibition im Drogenbereich.

Schon das Eingehen auf die langjährige Initiativen-Forderung nach einem kostenlosen Spritzentausch im Knast würde dem Bremer Staat enorme Folgekosten bei der Behandlung von Aids und Hepatitis ersparen, argumentierte Kenklies. Oder die bessere Versorgung der offenen Drogenszene mit ambulanten Hilfen würde die Kosten für häufige Notarzteinsätze und Krankenhausaufenthalte senken.

Mit einem anderen Beispiel schoß Kenklies dann allerdings übers Ziel hinaus. „Nahezu 80 Prozent“ der Inhaftierten in der Frauenstrafvollzugsanstalt Blockland seien drogenabhängig und ein „erheblicher Anteil von ihnen“ sitze lediglich wegen nicht bezahlter Geldstrafen – ein „wahrlich exlusives Vergnügen“, wenn dabei zum Beispiel für das Absitzen einer Geldstrafe von 450 Mark Vollzugskosten von 4.500 Mark entstünden. Aber eine Anfrage beim zuständigen Justizressort ergibt dann doch etwas andere Zahlen: Von den gestern gezählten 23 Insassinnen der Frauenvollzugsanstalt sind zehn drogenabhängig, neun davon befinden sich im Methadonprogramm. Wegen einer nichtbezahlten Geldstrafe sitzen lediglich drei von ihnen im Blockland. Diese Verteilung sei „ziemlich typisch“, so Justiz-Sprecherin Ines Gerwien. Ase