Nachschlag

■ MarTa mit „prima materia“ im Ballhaus Naunynstraße

Im Mai 1994 gegründet von den Choreographen Silke Pietsch und Ludger Rademacher, brachten sie im Frühjahr 94 im Ballhaus Naunynstraße „Eins, zwei, vier“ heraus. MarTa heißt die Gruppe, wobei das Mar für martial arts, also für Kampfkunst, und das Ta für Tanz steht. „Eins, zwei, vier“ war das erste Stück nicht nur der Gruppe, sondern auch der beiden Choreographen. Eine Anfängerarbeit – und wie so oft in Berlin, von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Gut besucht waren die Vorstellungen trotzdem. Denn die Berliner „Etage“, wo die beiden Jung-Choreographen ihre Tanzausbildung absolvierten, bietet nicht nur Kurse an, sondern auch einen breiten Freundes- und Bekanntenkreis. Jetzt zeigt MarTa im Ballhaus Naunynstraße ihr zweites Stück, „prima materia“. Die Besetzung ist nahezu dieselbe wie vor eineinhalb Jahren – alles Etagenschüler der selben Ausbildungsklasse, nur Heiko Blüter ist zu dem sechsköpfigen Ensemble (vier Tänzerinnen und zwei Tänzer) neu hinzugekommen.

Die Überraschung des Abends sind die Tänzer, deren Bewegungen man gebannt folgt. Zudem ist „prima materia“ ohne Anfänger-Bonus eine gelungene Arbeit. Der Titel stammt aus der Alchemie und bezeichnet den getrennten, den aufgespaltenen Zustand der Gegensätze. Bei MarTa sind diese Gegensätze Mann und Frau: Zwei einander widersprechende Materien, die im Laufe des Abends voneinander getrennt und in verschiednene Versuchsanordnungen neu ineinandergesetzt werden. Mit einer Rumba fängt es an, die Erotik, Führungsansprüche und Machtkämpfe verbindet. Den Frauen gehört die Bühne. Bewegungsabläufe werden wiederholt und erneut voneinander isoliert. Schließlich führen sie, immer weiter fragmentarisiert, zu einer neuen Konstellation.

Aus der gelungenen Mischung von konkreten Bildern und abstrakten Chiffren entfaltet die Choreographie ihr Spannungsfeld, entgeht sie der Banalität, die im Thema unvermeidlich lauert. Klaus Dusts – durch blaue, am Boden befestigte Neonleuchten – begrenzter und illuminierter Bühnenraum beschwört die Atmosphäre einer versunkenen Welt herauf. Einen Raum, in dem – nach einigen Löchern und Längen – ein sinnlicher, dichter und manchmal berückender Tanz entsteht. Michaela Schlagenwerth

Nächste Aufführungstermine: 14. bis 18. 9 im Ballhaus Naunynstraße, um 20 Uhr