Erholung im perfekten Park

■ Für die Gestaltung der Parkanlagen am Potsdamer Platz wurden zwei Entwürfe ausgewählt: Kunst kam vor Ökologie

Die Entscheidung für die Gestaltung der beiden insgesamt 3,5 Hektar großen Stadtparks am Potsdamer Platz ist gefallen – ein bißchen zumindest. Die international besetzte Jury verteilte für den größten jemals in Berlin ausgeschriebenen landschaftsplanerischen Wettbewerb zwei zweite Preise. Die Auszeichnungen gehen an das Büro „DS Landschapsarchitekten“ aus dem niederländischen Ouderkerk und an das Team „Weber und Sauer“ aus Solothurn in der Schweiz.

Beide Preisträger favorisieren sehr weite offene Formen für das Areal am Kemperplatz sowie den einstigen Potsdamer Personenbahnhof. Das holländische Architektenteam sieht im zukünftigen „Kemperpark“ eine Verlängerung des Tiergartens. Die weitläufige Grünfläche, die mit großen Skulpturen unterteilt werden soll, wird durch Bäume und durch ein Netz von zwölf Meter hohen Lichterketten nach oben hin wie ein Dach begrenzt.

Für die Gestaltung des südlichen „Prachtgleises“ planen die Holländer eine ebenfalls durch Bäume begrenzte „Grünskulptur“, die als teilweise erhöhte, perspektivische Rasenfläche fast das gesamte Gelände abdeckt.

Die Preisträger aus der Schweiz wollen die beiden Freiflächen ebenfalls durch Bäume zur Bebauung am Potsdamer Platz schützen. Für den Kemperpark sind jedoch drei aus Baumgruppen und einem Teich bestehende „Ruheräume“ geplant. Am oberen Ende des Prachtgleises soll ein Fontänenspringbrunnen gebaut werden. Die daran angrenzende Grünfläche soll in Anlehnung an den ehemaligen Bahnhofsstandort von geraden, schienenartigen Wasserläufen durchzogen werden.

Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) geriet aufgrund der beiden Entwürfe rhetorisch völlig aus dem Häuschen: „Zu einer großartigen Großstadt gehören großartige Parkanlagen“, ließ er vernehmen. Derartig eindrucksvoll erschienen die beiden Entwürfe aber auf dem Papier eher nicht.

Nun sollen die prämierten Architektenteams ihre Entwürfe für die an den Tiergarten angrenzende Freifläche zwischen Sony und Hertie und der südlichen Freifläche, dem sogenannten Prachtgleis, noch einmal überarbeiten. Endgültig wird dann der Senat über die Art der Begrünung auf dem Potsdamer Platz entscheiden. Derzeit werden die Baukosten für das Projekt mit 8,5 Millionen Mark veranschlagt.

Beide Preisträger betonten gestern den hohen Anspruch an eine Erholung inmitten des kommerziellen Treibens auf dem Potsdamer Platz. Die Entspannung vom Großstadtstreß wird dann aber eher in landschaftsarchitektonisch ausgetüftelten Anlagen als in natürlichen Parks stattfinden. Das Wörtchen „ökologisch“ fiel bei der Preisvergabe kein einziges Mal.

Ohnehin sind die geplanten Grünflächen unter der großen Koalition merklich geschrumpft. Vom rot-grünen Senat waren ursprünglich 6 Hektar Park auf dem Gelände geplant gewesen. Michaele Schreyer von Bündnis 90/Die Grünen sieht in der jetzigen Planung, daß „das Grün nur noch Alibifunktion hat“.

Bis zum Picknick auf dem Potsdamer Platz wird zudem noch viel Zeit vergehen. Erst wenn die Gebäudearbeiten rundherum abgeschlossen sind, soll mit der Gestaltung der Parkanlagen begonnen werden. Heike Blümner