Keine Konkurrenz zu zartem Hellgrau

■ Entwürfe für Flügelbauten weniger schlimm als befürchtet Von Till Briegleb

Henning Voscherau hatte eine griffige Formel parat, um die heftige Kritik an dem Procedere abzuschmettern, das zum gestern präsentierten Entwurf für die neuen Flügelbauten der Universität geführt hatte: „Wir denken zuerst von den Inhalten her und erst dann vom Äußeren.“ Was damit gemeint war, stand modellhaft vor ihm: Das Geschenk des Ehepaares Helmut und Hannelore Greve, zwei U-förmige Zusatzbauten für das Uni-Hauptgebäude.

Deren Raumprogramm entspricht zwar, so Unipräsident Lüthje, beinahe vollständig den Wünschen der Universität – wenn auch ökologische Belange leider keine Berücksichtigung fanden (Wir denken eben von den Inhalten her). Die Gestaltung des Neubaus aber hatte in der Vergangenheit einen heftigen Streit entfacht (taz berichtete), weil sowohl der Mäzen wie der Bürgermeister stets so taten, als sei ein Architekten-Wettbewerb für ein derartig im Stadtbild präsentes Gebäude eine Zumutung für den Schenkenden.

Nun war das Ei gelegt, und soweit man etwas beurteilen kann, wenn ein bisher völlig unbekannter Hausarchitekt eines Bauunternehmers einen Entwurf unter der Aufsicht des Oberbaudirektors Egbert Kossak macht, sieht es nicht ganz so schlimm aus wie die im Mai erstmals gezeigte Skizze. Kossak betätigte sich auch prompt als Greves Pressesprecher: Die Stärke des Entwurfs sei es, daß er dem Hauptgebäude in seinem „puristischen hellgrauen“ Aussehen „keinerlei Konkurrenz machen werde“.

Daß es aber doch „bei einhellig negativer Kritik“ noch einen Wettbewerb geben werde, wie Kossak in der Oktober-Ausgabe der Fachzeitschrift Der Baumeister verspricht, davon war gestern keine Rede mehr.

Durch die harte Kritik an dem 70 Millionen Mark teuren Geschenk, das der Uni in zwei Bauabschnitten (Beginn Herbst 1996, Fertigstellung 1999) 10.000 Quadratmeter neue Nutzfläche beschert, ist allerdings eine zweite geplante Schenkung auf Eis gelegt. Ursprünglich wollte Greve der Hochschule für Musik und Theater einen Erweiterungsbau schenken, der zudem eine musikmedizinische Abteilung und Gerd Albrechts Musikinstrumentenmuseum beherbergen sollte. Voscherau habe ihn dann aber, so Greve zur taz, davon überzeugt, daß die Stadt die Flügelbauten dringender brauche. Zwar hatte er zwischenzeitlich vorgehabt, diesen Neubau auf dem Parkplatz der Hochschule zu realisieren. Nun wolle er aber erst einmal abwarten, „wie die Stadt dieses Geschenk annimmt“.