piwik no script img

Stolperstein Schädler

■ Der „inkompetente“ Staatssekretär: „Entscheidungen im Bett der Chefin“

Im Mai, erst nach der Übernahme des Umweltministeriums, holte Iris Blaul den 38jährigen Diplompädagogen Johannes Schädler als 2. Staatssekretär aus Marburg. Dort hatte er als Abteilungsleiter der Bundesvereinigung „Lebenshilfe“ gearbeitet. Ein Abgeordneter erinnert sich daran, daß der Wunschkandidat der Ministerin ihm damals „still und unscheinbar“ vorgekommen sei: „Niemand kannte ihn, aber es gab auch nichts Negatives über ihn zu sagen.“ Der Schwabe aus dem Alb-Donau- Kreis galt als „zweite Wahl“, nachdem ein anderer Kandidat abgewinkt hatte. Zuständig war er für den Bereich Sozialpolitik. Schädler hatte sich seit dem Zivildienst sozialpolitisch engagiert, für die Grünen, deren Mitglied er seit 1984 ist, jedoch nicht kommunalpolitisch gearbeitet.

Der Krach mit der Ministerin schwelte schon eine geraume Weile, als er sich in einem Beschwerdebrief an die Landtagsfraktion wandte, der den Rücktritt von Blaul auslöste. In dem habe gestanden, daß er sich „ungerecht behandelt“ und als ungleichberechtigter Schenkel „in dem Dreieck zwischen Zentralabteilungsleiter Mayer und Iris Blaul“ gefühlt habe. Er sei „ständig übergangen worden“. Seine Vorwürfe hätten, „das stand auch da drin“, darin gegipfelt, daß wichtige Entscheidungen an ihm vorbei „im Bett“ der Chefin getroffen worden seien. Blaul hatte ihm dagegen in ihrer Rücktrittserklärung Inkompetenz und mangelnde Verwaltungserfahrung vorgeworfen. In der vergangenen Woche hatte die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem Porträt von Schädler getitelt: „Nummer zwei bei Iris Blaul“. Sie vermutete, daß für die Berufung des „am wenigsten bekannten Gesichts“ in der rot-grünen Landesregierung „fachliche Qualitäten“ den Ausschlag gegeben hätten. Schädler selbst hatte sich vorgenommen, die Sparpolitik des Landes auch den großen karitativen Verbänden zu vermitteln und sich selbst „enorme Konfliktfähigkeit“ bescheinigt.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen