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■ Mit der Erwärmung auf du und duUrsache und Wirkung

Berlin (taz) – Fünf Monate nach dem flauen Berliner Klimagipfel wird die Debatte um die internationale Klimapolitik wieder hitziger. Angesehene Klimaforscher und internationale Wissenschaftlergremien haben eine Kampagne gestartet, um noch einmal wissenschaftlich zu untermauern, was eigentlich in Berlin schon jeder wußte: Es wird wärmer, und das hat Konsequenzen für das Leben und Wirtschaften in Industrie- und Entwicklungsländern.

Andrew Goudie, Geographieprofessor in Oxford, hat zum Beispiel ausgerechnet, daß der prognostizierte Temperaturanstieg von zwei Grad in den kommenden 50 Jahren das Schmelzen der Permafrostböden in Sibirien zur Folge haben könnte – mit katastrophalen Auswirkungen für die dortige Öl- und Gasindustrie. Im amerikanischen Mittelwesten, dem Dust Bowl, würden Hitze und Staub wie schon einmal in den dreißiger Jahren – diesmal aber endgültig – das Regime übernehmen und in Australien werde die Zahl der Zyklone sich wohl verdreifachen.

Eine Studie des International Panel on Climate Change (IPCC) der Vereinten Nationen legt nahe, daß der Meeresspiegel in den kommenden Jahrzehnten um einen halben bis einen Meter ansteigt. Ein kleines Problem, möchte man denken, doch die Prognose ist wenig beruhigend für Regionen wie den Großraum Tokio, Südtexas, Venedig oder Bangkok, wo große Teile der Infrastruktur schon heute unter dem Meeresspiegel liegen. Zudem haben Wissenschaftler wie der Brite Michael Tooley von der St. Andrews University darauf aufmerksam gemacht, daß das Ansteigen der Meeresspiegel in der Vergangenheit nicht kontinuierlich, sondern in Wellen mit oft katastrophalen Folgen erfolgt sei.

Bundesumweltministerin Angela Merkel (CDU) ließ gestern ihren Bericht zum Berliner Klimagipfel vor fünf Monaten vom Kabinett verabschieden. Bei der Gelegenheit meinte sie, daß die neue IPCC- Studie den internationalen Klimaschutz voranbringen werde: „Damit ist der Druck auf internationaler Ebene zu handeln deutlich gewachsen.“ Das wichtigste politische Ergebnis in Berlin war allerdings, daß dafür die Industriestaaten zunächst mit dem Energiesparen Ernst machen, eben ihre Hausaufgaben machen müssen. Hermann-Josef Tenhagen

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