Laufwerk statt Laufstall

■ In Berlins erster privater Computerschule "Profikids" sollen die vier- bis vierzehnjährigen Kinder "spielerisch lernen", mit Rechner und Maus umzugehen

Überall Computer: Zu Hause flimmert der Monitor mit dem Fernseher im Duett, und auf der Arbeit geht ohne den „Rechner“ sowieso nichts mehr. Wie die Alten, so der Nachwuchs: In der Schule und im Kinderzimmer gehört ein Computer oft zur Basisausrüstung wie Schreibheft oder Spielesammlung: Der PC als großer Bruder.

Grund genug, für den pädagogisch-korrekten Erziehungsberechtigten, sich in Sorge die Haare zu raufen. Düstere Visionen von bleichen Kindern, die zuckend in nächtelangen Sessions das letzte Killer-Spiel knacken, flackern an seinem inneren Monitor vorüber.

Damit es nicht so weit kommt und die Kinder verstehen, wie dieser Kasten mit den Tasten funktioniert, werden beispielsweise an Schulen Computerkurse angeboten.

Jetzt startete die erste private Computerschule mit dem ungemein spritzigen Namen „Profikids“ ihr Programm. Klar, hier soll den Kindern „der spielerische Umgang mit moderner Technik“ beigebracht werden mit integriertem „Erziehungseffekt“, wie die Geschäftsführerin Kerstin Feldner das Konzept der Schule erläutert.

Konkret bedeutet das, daß die Kinder über spielerische Programme über das Innenleben eines Computers informiert werden und sich auch kreativ mit der Materie auseinandersetzen. Zum Beispiel sollen sie am Bildschirm malen oder Geschichten schreiben. Nichts, was man nicht auch auf Papier tun könnte. Einmal pro Woche für jeweils eine Stunde kommen die Kinder in Kleingruppen zusammen. Das Ganze für 98 Mark im Monat, bei einkommensschwachen Familien könne man auch über einen günstigeren Tarif verhandeln, so Kerstin Feldner. Die angestrebte Altersgruppe liegt bei vier- bis vierzehnjährigen.

Vierjährige? Ja genau, Kleinkinder sollen schon „gut betreut und wohldosiert“ vor den Apparat gesetzt werden. Die Veranstalter finden, sie bereiten die Kinder auf die Zukunft vor, und betonen, daß die Kleinen ja von Natur aus so neugierig seien und „Verbote da nicht mehr helfen“. Feldner erzählt gerührt, daß „die Finger einiger Kinder so klein sind, daß sie die Maus gar nicht richtig bewegen können“.

Wer nicht einmal die Maus halten kann, hat auch vor dem Bildschirm nichts zu suchen. Das jedenfalls meint Gertrud Möller- Fromman vom Kinderschutzbund. Für sie gehören Vorschulkinder nicht vor den Computer: „Vierjährige sollen ihre Umwelt durch Spiel erfahren“, sagt sie. Insgesamt komme es darauf an, wie die Eltern allgemein mit dem informatischen Nachwuchs umgehen, daß sie den Computer „vorsichtig einsetzen“.

Computer sind gut, Kontrolle ist besser. Lange können die meisten Eltern diesem Credo sowieso nicht Folge leisten. Ganz schnell wissen die Kinder nämlich viel mehr als die Eltern. Und alles, was dem gestrengen Elternauge nicht vor die Linse kommen soll, wird dann einfach für auf Nimmerwiedersehen in den unergründlichen Verzweigungen der Programme versteckt. Heike Blümner