Rüttgers droht Hessen mit Forschungsentzug

■ Das Land soll keine Gentech-KritikerInnen mehr unterstützen

Berlin (taz) – Weil die hessische Landesregierung einen Kongreß von Gentech-KritikerInnen mit sage und schreibe 5.000 Mark unterstützt, hat sie jetzt einen denkwürdigen Brief von Forschungsminister Jürgen Rüttgers (CDU) erhalten. „Die Finanzierung von Kampagnen gegen die Gentechnik aus Steuermitteln halte ich für nicht vertretbar und bitte Sie, dies abzustellen.“ Tatsächlich waren es keine Steuergelder, sondern Lottomittel. Aber auch dies dürfte den Zorn des Forschungsministers nicht mindern. Relativ unverhohlen droht Rüttgers: „Ich sehe keinen Sinn darin, in einem Bundesland Forschungsaktivitäten zu fördern, wenn das Land nicht die notwendigen Rahmenbedingungen für die Anwendung der Forschungsergebnisse schafft.“

Der Stein des Anstosses ist ein „Kongreß für gentechnikfreie Landwirtschaft“, zu dem am Wochenende mehrere hundert Menschen im hessischen Friedberg erwartet werden. Die Schirmherrschaft hat der Landrat des Wetteraukreises, Rolf Gnad (SPD), übernommen, der auch sein Landratsamt als Tagungsstätte zur Verfügung stellt. Die Wahl des Ortes ist kein Zufall: In der Nähe von Friedberg plant die Hoechst- und Schering-Tocher AgrEvo einen Freisetzungsversuch. Sie will dort die Wirkung ihres Herbizids „Basta“ auf gentechnisch veränderten Mais und Raps testen.

Hessens stellvertretender Regierungssprecher Georg Dick (Bündnis 90/Die Grünen) reagierte auf Rüttgers Schreiben mit Gelassenheit: „Auf solche Propagandaaktionen antworten wir mit einem sachlichen Schreiben des Fachreferats.“ Christian Rath

Kongreß-Info und Anmeldung: Gen-ethisches Netzwerk, Tel.: (030) 6857073