München will Stau nicht als Öko-Performance

■ Grüne Bürgermeisterin wollte Busse und Bahnen einen Tag lang stillegen

München (taz) – Sabine Csampai (Bündnis 90/Die Grünen), dritte Bürgermeisterin in München, wollte am 2. November einen „Tag mit dem Auto“ veranstalten. In enger Zusammenarbeit mit dem ADAC sollten einen Tag lang Busse und Bahnen eingestellt werden. Wo keine Unfallgefahr droht, wären alle Parkverbote aufgehoben worden; auch Fußgängerzonen sollten wieder für Autos passierbar sein. Gleichzeitig wäre eine Aufforderung an alle Radfahrer und Fußgänger veröffentlicht worden, doch an diesem Tag einen Pkw zu benutzen. Allerdings stieß der grüne Vorschlag bei den Fraktionen von CSU und SPD im Münchener Stadtrat auf wenig Gegenliebe.

Das Ziel der geplanten Performance war, so Sabine Csampai, denjenigen die Augen zu öffnen, die immer freie Fahrt für Autos fordern: „Die Autolobbyisten werden nämlich feststellen, daß sie eigentlich jedem Radfahrer und jedem Fußgänger dankbar sein müssen.“ An einem solchen Tag würde sich zeigen, daß nur die Benutzer umweltfreundlicher Verkehrsmittel das Autofahren in der Stadt überhaupt noch ermöglichen.

Im Münchner Stadtrat hatte die Aktion jedoch keine Chance. Der CSU war der Vorschlag sogar so zuwider, daß sie gar nicht öffentlich darüber diskutieren wollte. Und auch die SPD wollte vor den Kommunalwahlen im nächsten März alles vermeiden, was irgendwie autofeindlich gedeutet werden könnte. Gemeinsam lehnten beide Parteien den Vorschlag der Grünen ab.

Der 2. November wird also in München ein „Tag mit Auto“ wie jeder andere. Felix Berth

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