Mit den Viertel-Kindern auf Du und Du
: „Da haben die Autos halt Pech gehabt“

■ Viertelparlament tagte zum zweiten Mal

Quer über die Bühne, rund um die Tische und die Mikros für ein lautes „Hallo“ mißbraucht: So unparlamentarisch ging es zu beim 2. Viertelparlament der Kinder und Jugendlichen aus der Östlichen Vorstadt. Rund 40 junge StadtteilbewohnerInnen und einige ErzieherInnen, Stadtangestellte, Bürgerschaftsabgeordnete und Beiräte wollten im Lagerhaus darüber beraten, was man verbessern könnte für Kinder und Jugendliche.

Die hatten beim ersten Parlament im März zum Beispiel Streetballkörbe und eine feste Stelle für die „Bärbel“ aus dem Spielhaus Stader Caddesi gefordert. Nun war die Zeit des Abrechnens gekommen. Der 17jährige Parlamentssprecher Kutlu Caddes stellte an die zuständigen Erwachsenen die Frage nach dem Erreichten. Die aber konnten nicht viel Erfreuliches vermelden. Die Stelle im Spielhaus in der Stader Straße ist nur bis Januar gesichert. „Kein Geld“, bedauerte Hans Wiedermann vom Amt für Soziale Dienste und konnte nur versprechen, in der leeren Haushaltskasse nach Geld zu suchen. Enttäuscht hielten zwei Kinder ein Transparent für den Erhalt des Spielhauses hoch.

Auch die anderen Vorstellungen des Parlaments trafen nicht auf die erhoffte Resonanz bei den Erwachsenen. Dabei hatten mehrere SchülerInnengruppen schöne Pläne gemalt für die Eislaufhalle und einen Sportplatz. „Wir wollen zwei überdachte Eislaufhallen am Jakobsberg“, verkündeten sie selbstbewußt. Zwei überdachte Hallen böten genug Platz für Vereins- und FreizeitsportlerInnen, und außerdem sei der Jakobsberg besser erreichbar für Kinder als die von der Stadt vorgeschlagenen dezentralen Plätze.

Doch die guten Argumente der Kids standen den Vorstellungen der Erwachsenen entgegen. So brauche eine ausgebaute Halle mehr Parkplätze, das aber wäre nicht wünschenswert mitten im Grüngürtel an der Weser, sagte Ortsamtsleiter Robert Bücking. „Parken kann man doch auch beim Supermarkt“, meinte Moritz von der Kindergruppe Lagerhaus noch ganz hoffnungsvoll. Das sei aber doch Privatgelände, das gehe nicht, mauerte die Erwachsenenriege.

Als „Geheimvorschlag“ wollte Bücking den Kindern die Idee einer Eishalle auf dem TÜV-Gelände verkaufen. „Wer will schon beim TÜV Eishockey spielen“, meinte sichtlich sauer der zwölfjährige Felix. An den Autos zu scheitern scheint auch das zweite geplante „Großprojekt“ der SchülerInnen der 8. Klasse der Geamtschule Mitte. Da hatte ihnen das Sportamt den Platz Nr.8 gleich hinter dem Weserstadion angeboten. Da wäre doch prima Platz für Volleyballfeld, Bolzplatz, Trampolin, Ballentleihe und vieles mehr, meinten die SchülerInnen.

Aber daraus wird eher nichts, so Bücking, weil das Gelände am Samstag bei Spielen des SV Werder von Autos beparkt werde, die ließen allenfalls Platz für verstellbare Bolztore. „Da haben die Autos halt Pech gehabt“, rief ein Kind aus der Menge, das Parlament jubelte. Die Erwachsenen aber grinsten gequält.

Auf die Frage, ob sie das Viertelparlament gut finde, meinte beim Rausgehen ein Mädchen lakonisch: „Die machen eh, was sie wollen.“ ugs