Deutsch-lettischer Rechtsextremist Siegerist hetzt gegen Juden und Russen

Der eigentliche Gewinner der Parlamentswahlen in Lettland ist der deutsch-lettische Rechtsextremist Joachim Siegerist. Seine Partei „Für Lettland“ wurde mit 15,03 Prozent auf Anhieb zweitstärkste Kraft der baltischen Republik und landete nur knapp hinter der demokratischen Partei „Saimnieks“. Die bisherige, eher liberal orientierte, Regierungspartei „Lettlands Weg“ verlor mehr als die Hälfte der Stimmen und kam nur noch auf 14,65 Prozent.

Im Herbst 1991 tauchte Siegerist zum ersten Mal in Riga auf; seit Dezember 1992 besitzt er auch die lettische Staatsbürgerschaft und im Sommer 1993 zog er als „Joahims Zigerists“ für die ultrarechte „Bewegung für nationale Unabhängigkeit Lettlands“ (LNNK) ins Parlament „Saeima“ ein. Schon Ende 1993 schloß ihn die LNNK aus der Fraktion aus. Der ehemalige Bild- und Hör zu- Journalist hatte seine antisemitische und rassistische Agitation in Lettland fortgesetzt.

Seine politische „Karriere“ begann er als 16jähriger Schriftsetzerlehrling im „Christlichen Gewerkschaftsbund“. Anfang der 80er Jahre engagierte er sich in der Aktion „Demokraten für Strauß“ und gründete 1986 als Abspaltung der „Konservativen Aktion“ die „Deutschen Konservativen“. Diese teilen sich in Hamburg Anschrift, Telefon- und Faxanschluß mit der „Wirtschafts- und Verbands Public Relation GmbH“ (WPR), deren alleiniger Geschäftsführer Siegerist ist.

Die WPR ist auch Herausgeberin von Siegerists Hetzschriften, in denen er gegen SPD-Politiker, gegen die Berliner Mauer, gegen Schwangerschaftsabbrüche und für die Freilassung des Hitler- Stellvertreters Rudolf Heß zu Felde zog und zieht. Im April 1994 wurde Siegerist in Hamburg zusammen mit seinem WPR-Geschäftsführer Uwe Hempen wegen Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhaß zu einer Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt, die jedoch noch nicht rechtskräftig ist. Die beiden hatten Rundbriefe verschickt, in denen sie gegen Roma und Sinti hetzten. „Die Zigeuner produzieren Kinder wie die Kaninchen“, hieß es, man sollte „dieses miese, kriminelle Pack aus dem Lande jagen“.

Mit antirussischen Reden und publicityträchtigen Wohltätigkeitsaktionen machte sich Siegerist bereits kurz nach seiner Ankunft in Riga im Herbst 1991 in Lettland einen Namen.

Er sammelte etwa 2,5 Tonnen Spielwaren und Textilien, die jedoch nicht, wie angekündigt, kostenlos an Waisenkinder verteilt wurden, sondern im Warenlager seiner beiden Geschäfte in Riga landeten.Bernd Siegler