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: Radio Caroline ist wieder da

Eines Tages würde er aus dem Herzen Londons senden, hatte der Diskjockey Johnnie Walker im August 1967 geschworen. Heute ist es soweit: Radio Caroline geht wieder auf Sendung. Der legendäre Piratensender hatte 1964 mit dem Schiff „Ross Revenge“ außerhalb der britischen Hoheitsgewässer geankert und täglich 22 Millionen HörerInnen mit einem Programm aus Rock und Politik beglückt. Diskjockeys wie Tony Blackburn und Dave Lee Travis begannen ihre Karrieren bei dem linksradikalen Sender, Musiker wie Georgie Fame schafften dank Radio Caroline den Durchbruch. Den PolitikerInnen war der Sender von Anfang an ein Dorn im Auge.

Im August 1967 war alles vorbei. Ausgerechnet Tony Benn, der linke Labour-Minister, verbot den schwimmenden Rundfunk. Am Wochenende ist die „Ross Revenge“ – eine Nachbildung des Originalschiffes – nun die Themse hinaufgesegelt und hat am West- India-Kai am Rand der futuristischen Bürostadt aus Glas und Stahl, den Londoner Docklands, festgemacht. „28 Jahre sind eine lange Zeit“, meinte der inzwischen ergraute 50jährige Walker, „ich hatte gehofft, daß wir es ein bißchen schneller schaffen würden. Aber ich bin trotzdem hochzufrieden.“

Radio Caroline wird allerdings nur vier Wochen lang im Äther mitmischen. Die Idee dafür geht auf eine Initiative der Jugendsektion von „Charter 88“ zurück, einer Bürgerrechtsorganisation, die sich für eine schriftlich festgelegte britische Verfassung einsetzt. „Wir wollen der Vorstellung entgegenwirken, daß Politik automatisch mit Männern in Anzügen assoziiert wird, die an einem Tisch in Westminster ernste Gespräche führen“, sagte Colin Havard, der Koordinator des Projekts. „Mit Musik spricht man junge Leute viel besser an.“

Ronan O'Rahilly, der anarchistische Gründer des Piratensenders, war vor allem darüber begeistert, daß der Sender in Sichtweite des Westminster-Parlaments ankert. „Irgendwie steht das wohl für die letzte Freiheit auf diesem Planeten“, meinte er gerührt.Ralf Sotscheck