Schlechter Rat fürs Geld

■ Drei von vier Bremer Banken beim „Stern“-Test durchgefallen

„Schlechte Finanzberatung durch Banken hat schon manchen Kunden, der bauen wollte, auf den Weg in die Obdachlosigkeit gebracht“, sagt Jan Evers vom Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen und Verbraucherschutz e.V. (IFF). Mit einem bundesweiten Test in 100 Banken hat das Institut die Qualität der KundInnenberatung geprüft. Die am vergangenen Donnerstag im Stern veröffentlichten Ergebnisse sind nicht sehr schmeichelhaft für die Banken – auch nicht für die in Bremen getesteten. Dies waren „Bremer Bank“, „Bremer Landesbank“, „Sparkasse in Bremen“ und „Bremische Volksbank“.

„In den letzten 40 Jahren hat sich bei der Kundenberatung nicht viel verbessert“, das ist das selbstkritische Resümee von Bankfachmann Heinrich Boning von der Bremer Landesbank. Dabei kann die Landesbank in Bremen mit dem Testergebnis noch am zufriedensten sein. Unter den 100 bundesweit bewerteten Instituten landete sie auf einem beachtlichen 7. Platz. Boning möchte daraus allerdings nicht ableiten, daß die Landesbank den anderen überlegen sei. Stolz auf das Ergebnis ist er aber schon. Mit dem Gesamturteil „gut“ wurde die Bank prämiert, während die Bremische Volksbank bei der Baufinanzierung die Zeugnisnote „schlecht“ und im Gesamturteil eine 3,2 bekam.

Zufrieden sei man mit dem Ergebnis nicht, meint Jörg Borchert von der Bremer Bank (Gesamtnote 3,5). Allerdings sei man skeptisch, ob ein solcher Test mit Einzelbefragungen den Banken überhaupt gerecht werden könne. „Wir halten unsere Geschäftpolitik für gut, trotzdem nehmen wir die Ergebnisse ernst“, meint Borchert. Schließlich nehme ja die Kundschaft solche Tests besonders wahr.

Bei der Postbank (Gesamtergebnis 3,9), der Bremischen Volksbank (Note 3,2) und der Sparkasse in Bremen (Note 2,8) wollte auf Anfrage niemand die Testergebnisse kommentieren.

Auch in Bremen werde wenig sorgsam mit den finanziellen Risiken für den Kunden umgegangen, sagt der Hamburger Testleiter Jan Evers und urteilt hart: „Eines der beiden Beratungsgespräche in einer Bremer Sparkasse war katastrophal. Das zweite Gespräch ist auch nur befriedigend gewesen.“ Dem IFF ging es unter anderem darum herauszufinden, ob die BeraterInnen die persönliche Kundensituation richtig erfassen, die Produktempfehlung den Kundenbedürfnissen entspricht und ob sich der Kunde gut betreut fühlt.

Beratungsgespräche, in denen es darum ging, welches Zahlungsmittel für den Urlaub das beste ist oder welche Anlagen für das Alter günstig sind, waren zwei der drei Aspekte des Bankentestes. Bei diesen für den Kunden nicht exstenziellen Fragen schnitten die Banken im Druchschnitt gut bis befriedigend ab. Wer allerding wissen will, wie eine gute Baufinanzierung aussehen kann, sollte auf jeden Fall bei mehreren Banken nachfragen. Sonst droht die Pleite, so eine Folgerung aus dem Test-Ergebnis.

Ein Beispiel: Spätestens nach fünf Jahren wäre ein von den Testern erdachter Kunde finanziell am Ende gewesen, würde manche Bank ihm eine Eigentumswohnung finanzieren. Denn soziale Umstände, etwa die Schwangerschaft seiner berufstätigen Frau, wurden von 59 Prozent der getesteten BeraterInnen nicht berücksichtigt. Die Einkommensverluste der Mutter hätten binnen fünf Jahren die Familie in den Ruin geführt. „Ein falsches Beratungsgespräch kann eine Katastrophe für den Kunden bedeuten“, sagt Evers. mba/ugs