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■ QuerspalteHirse oder Plutonium?

Naturalien sind das ursprünglichste aller Zahlungsmittel. Schon Adam und Eva erhielten für die paradiesische Sünde immerhin einen Apfel. Indianischen Schmananen wurden Felle, Fleisch und Kochgeschirr überreicht, bevor sie die Geister beschwörten und den Hinfälligen gut eingespeichelte Kräutermischungen ins Gesicht spuckten. Auch Pfaffen, Narren, Weise, Barbiere bekamen für ihre Dienste mal ein Hühnchen oder ein Faß Wein, mal ein Sack Hirse.

Was aber gibt man der Bundesrepublik Deutschland? Äpfel, Felle, Hühnchen und Wein hat sie selbst mehr als genug. Und kein Mensch ißt mehr Hirse. So grübelt denn Boris Jelzin, einsamer Herrscher über erkleckliche 80 Milliarden Dollar Auslandsschulden, nächtens bei einem lauen Wodka, wie er seine Außenstände bei Freund Helmut naturalienmäßig begleichen könnte.

Kaviar und Krimsekt sind bei einem Liebhaber von Saumagen kaum gefragt, aber vielleicht Kriegsgerät. Die erste Idee: Kampfbomber MIG 29, moderne und hochgelobte fliegende Gerätschaft. Doch die Deutschen sind mäkelig. Nein, diesen Bomber will ich nicht. Zweiter Versuch: Raketen. Noch schneller als jede MIG und – falls der Russ' doch noch kommt – ein prima Arsenal, um den Feind mit den eigenen Waffen zu schlagen. Aber leider Pech. Nein, diese Raketen will ich nicht. Der Deutsche bleibt renitent.

Jetzt der dritte Versuch. Wie am Rande des G-7-Treffens bekannt wurde, hat Boris Satelliten und Großraumflugzeuge in seinen Warenkorb mit aufgenommen. Und wieder sagt Bonn: njet! Dieses Nein ist nun wirklich hochbrisant, denn jetzt gibt es auf der nach oben offenen jelzinschen Horrorskala nur noch eine Steigerung: Atomkraftwerke. Boris zahlt in Tschernobylern zurück, womöglich sogar in Plutonium. Bevor es soweit kommt, sollten wir – Helmut bitte! – vielleicht doch lieber Äpfel, Hühnchen und Wein annehmen. Oder die Hirse. Kroßgebackene Hirsetaler passen hervorragend zu Saumagen-Carpaccio! Manfred Kriener

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