Trotz Alternativen nichts gelernt

Durchschnittlich 1.800 Mark Eintritt mußten die knapp 5.000 Teilnehmer der Tokioter Tagung berappen. Und doch kommen die etwa 18 Millionen Mark nicht zusammen, die das Luxusspektakel verbrät. Den Rest steuern Sponsoren der japanischen Energieindustrie bei. Besonders die immer schon spärlich vertretenen Ländern des Südens und Osteuropas schickten deshalb in diesem Jahr 20 Prozent weniger Leute. Ohnehin kommt die Hälfte der Teilnehmer aus dem Gastgeberland, und das obwohl immerhin 103 Länder dieser internationalen Energieorganisation mit Sitz in London angehören.

Seit 1924 treffen sich die Energieindustriellen. Zwischen 1968 und 1990 lief die Show alle drei Jahre. Heute heißt sie vornehm: Kongreß des Weltenergierates, kurz WEC. „Wir haben nicht die Macht, Anweisungen zu geben“, sagt Gerhard Ott, Vorsitzender der WEC-Vollversammlung. Aber der WEC sei „ein guter Weg, Regierungen und Industrie zusammenzubringen“. Erst die WEC-Tagung in Cannes 1986, nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, schien die Industrieveranstaltung etwas aufzumischen. Der Brasilianer José Goldemberg wurde offiziell eingeladen, seine ketzerische Weltenergiestrategie vorzustellen. Es könne nicht angehen, so der Experte, daß langfristig ein knappes Drittel der Menschheit zwei Drittel der Energie verbrauchen. Es sei an der Zeit, die Welt über eine dramatische Steigerung der Energieeffizienz und der Nutzung erneuerbarer Energiequellen gerechter zu gestalten. Fast ein Jahrzehnt später, 1995 in Japan, ist Goldemberg „einfacher Teilnehmer“. Und der WEC hat offenbar nichts dazugelernt.