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■ Die „Landshut“-Entführerin Soraya Andrawes benötigen die deutschen Terrorfahnder auch als Kronzeugin gegen die in Frankfurt inhaftierte Monika Haas

Berlin (taz) – Fast exakt ein Jahr nach der Festnahme von Soraya Andrawes in Oslo scheinen die deutschen Terrorfahnder am Ziel: Nach einer Entscheidung der norwegischen Justizministerin soll die einzige Überlebende des Palästinenser-Kommandos, das im Oktober 1977 die Lufthansa-Maschine „Landshut“ auf ihren Irrflug von Mallorca über den Nahen Osten in die somalische Hauptstadt Mogadischu schickte, nach Deutschland ausgeliefert werden. Die deutschen Fahnder sind an Andrawes vor allem interessiert, weil sie als Kronzeugin gegen die in Frankfurt inhaftierte Monika Haas gilt. Haas soll die Waffen für die Landshut- Entführung nach Mallorca geschafft haben, was sie vehement bestreitet.

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hatte Andrawes die Anwendung der „Kronzeugenregelung“ in Aussicht gestellt, falls sie zur Aufklärung der Hintergründe der Flugzeugentführung beitragen würde. Die Palästinenser-Aktion sollte während der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer durch die „Rote Armee Fraktion“ (RAF) den Druck auf die Bundesregierung zur Freilassung von elf führenden RAF-Gefangenen erhöhen. Ungeklärt ist bis heute, wer seinerzeit die Waffen nach Mallorca schaffte, die bei der Hijacking-Aktion eingesetzt wurden.

Als verdächtig galt bereits vor der Andrawes-Festnahme die Frankfurterin Monika Haas, die in den siebziger Jahren in der südjemenitischen Hauptstadt Aden lebte. Nach entsprechenden Hinweisen in Stasi-Akten saß sie 1992 erstmals knapp drei Monate hinter Gittern, bevor sie der Bundesgerichtshof wieder auf freien Fuß setzte. Vergangenen November wurde Monika Haas erneut festgenommen, nachdem Andrawes sie als die „schöne Frau“ identifiziert hatte, die die Waffen damals dem Entführungskommando in Bonbondosen übergeben habe.

Monika Haas schrieb im Mai Andrawes einen offenen Brief. „Sie wissen nur zu gut, daß Sie mich nicht auf Mallorca getroffen haben. Unsere Wege kreuzten sich nur ein einziges Mal und zwar in Aden/Südjemen im Jahre 1976.“ Tatsächlich hatte Andrawes nach ihrer Verhaftung jede Erinnerung an die Waffenübergabe bestritten. Später teilte sie den Beamten der Bundesanwaltschaft mit, was sie hatten hören wollen: Monika Haas sei die gesuchte Frau. Gerd Rosenkranz