PDS-Kandidat wegen Sexplakat strafversetzt

■ Wie werden die Sozialisten bloß diesen Kandidaten wieder los? Wohl gar nicht.

Berlin (taz) – Wie wird man einen Kandidaten wieder los, der sich als verklemmter Spießer mit Hang zu sexistischen Witzen geoutet hat? Dieses peinliche Problem stellt sich derzeit für die Berliner PDS. Das Publikum hingegen freut sich: Sexskandal in der PDS! Endlich wird der langweilige Berliner Wahlkampf wieder interessanter.

Die Vorgeschichte: Christoph R., PDS-Kandidat, Mitarbeiter im Bezirksamt Schöneberg und Meister des schlechten Geschmacks, hatte seiner Chefin in der Jugendabteilung ein Disco-Werbeplakat auf den Tisch gelegt. „Dumm fickt gut! Irrtum vorbehalten!“ – das fand die Frau so witzig nicht. Christoph R. wurde prompt abgemahnt und in eine andere Abteilung versetzt.

Nun sieht sich der Direktkandidat der PDS im westlichen Bezirk Schöneberg als blutendes Opfer auf dem Altar der Frauenbewegung. „Ein Akt weiblicher Inquisition!“ schimpfte er in der Springer-Postille BZ. Und: „Ich wußte, daß die Abteilungsleiterin gerne zum Tanzen geht. Und in der Technoszene sind erotische Darstellungen nun einmal üblich.“

Daß das Berliner Bezirksamt Schöneberg als erste Bezirksbehörde der Hauptstadt just vor wenigen Tagen eine Dienstanweisung zum Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz erließ, führt nach Meinung des PDS-Kandidaten „nur zur totalen Verunsicherung der Männer. Da traut sich doch keiner mehr, nett zu Frauen zu sein!“

Die demokratischen Sozialisten Schöneberg fanden diese Ausführungen allerdings weniger überzeugend. Der Bezirksvorstand haute dem aus dem Ruder gelaufenen Kandidaten das gültige Parteiprogramm („Überwindung der patriarchalen Strukturen“) um die Ohren und forderte ihn auf, seine Kandidatur für die Wahlen am 22. Oktober zurückzuziehen.

„Ich unterstütze diese Forderung moralisch, leider aber ist das rechtlich vor den Wahlen nicht mehr machbar“, stellte PDS- Wahlkampfleiter Jens Heuer kleinlaut klar. Ute Scheub