■ Kommentar
: Bildung in Gefahr

Der Zukunftsminister geht in die vollen. Mit seinem Vorschlag zur Umstellung des Bafög auf verzinste Darlehen bläst er zum Sturm auf die Bildung als Grundrecht für alle. In Rüttgers' Club der Besserverdienenden ist kein Platz mehr für die, bei denen ein Studium nicht seit Generationen zum festen Familienbesitzstand gehört, sondern die erst seit der Öffnung der Hochschulen in den siebziger Jahren einen akademischen Abschluß und damit Aufstiegschancen und soziale Sicherheit erwerben können. Die Botschaft lautet: Am Standort Deutschland gibt es nichts mehr zu verschenken, Wissen ist Macht, Zeit ist Geld, also finanzier dich selbst.

Behauptet wird eine überdurchschnittlich gute Einkommenssituation von AkademikerInnen. Das Berufsspektrum reicht aber längst vom Manager zum ABM-Springer, von der Ärztin zur Alleinerziehenden mit Halbtagsstelle. Ein paar Arbeitslose gibt es auch, Stellen für den wissenschaftlichen Nachwuchs immer weniger. Nicht alle AkademikerInnen sind reich.

Auch das Kassenmodell hängt in abgeschwächter Form diesem Stereotyp an. Es hat ebenso akzeptiert, daß Studieren Privatsache ist und der Staat das nicht mehr finanzieren muß. SPD und Studentenwerk versuchen mit ihren Vorschlägen von der jetzigen schlechten Regelung zu retten, was zu retten ist.

Am ehesten eignen sich noch die Modelle der Bündnisgrünen Altmann und der GEW zur Entwicklung einer Gegenstrategie. Viel wird davon aber abhängen, ob die StudentInnen ein Fünkchen Interesse an der Bildungspolitik aufzubringen in der Lage sind.

Was der „freie zusammenschluß von studentInnenschaften“ (fzs) versucht, ist zwar ehrenwert und in der Sache anspruchsvoll, aber leider hat das Gremium so viel Basisanbindung und damit Einfluß, wie es bei AStA-Wahlen Wahlbeteiligung gibt, nämlich fast keine. Ralf Oberndörfer