Das Uniradio startet

Ab Herbst gehen 30 StudentInnen aus Brandenburg und Berlin täglich eine Stunde auf Sendung  ■ Von Gesa Schulz

„Ich will, daß ihr vorurteilsfrei mit einem Interviewpartner umgeht, verdammt noch mal.“ Klare Worte, die Andreas Wosnitza, Rundfunkjournalist und Mediendozent an der FU Berlin, seinen Schützlingen mit auf den Weg gibt. Trotz der harten Worte bezeichnet er die Gruppe, die er unterrichtet, als „sehr engagiert“.

Dieses Engagement kommt nicht von ungefähr. Die Hörfunkübungen dienen schließlich nicht dem schnöden Erwerb eines vorgeschriebenen Scheines. Bei Wosnitza wird vielmehr für den Ernstfall geprobt; die fingierten Interviews und Moderationen werden per Kamera aufgezeichnet und anschließend ausgewertet. Die 30 StudentInnen bereiten sich darauf vor, mit dem Berlin-Brandenburger Uniradio, an dem dreizehn Hochschulen beteiligt sind, auf Sendung zu gehen. Nicht nur MedienstudentInnen, sondern auch Leute aus anderen Fachbereichen können an dem Projekt teilnehmen. Ursprünglich sollte die erste Sendung am 15. Oktober zu hören sein. Von dem Termin ist man inzwischen abgerückt. „Noch in diesem Herbst“ lautet jetzt die vage Zeitangabe. Im Studio des Uniradios in der Thielallee müssen noch die letzten Arbeiten abgeschlossen werden. Die Hochschulen finanzieren die 150.000 Mark teure Ausstattung, ebenso wie die jährlich anfallenden Kosten von 600.000 Mark größtenteils selbst. Eine Programmstunde täglich soll produziert werden, ausgestrahlt auf der Frequenz von Radio Charlie, dem deutschsprachigen Programm von Voice of America.

Zwischen 18 und 19 Uhr will man viel Wort, Information und Aktualität liefern. Deshalb käme ein Sendeplatz nach zwanzig Uhr nicht in Frage, so Wosnitza. „Wir wollen eine Magazinsendung machen. Tagesaktuelle Ereignisse sollen durch Hintergrundinformationen ergänzt werden. Dazu soll es aktuelle Hochschulnachrichten geben“, erläutert der Mediendozent die Programmausrichtung des Radios. Am Wochenende werden Spartenprogramme mit Hörspielen, Musiksendungen, wissenschaftlichen Vorträgen und Kulturmagazinen zu hören sein.

Ein unschätzbarer Vorteil für die Programmgestaltung, so Wosnitza, ist der Zugang zu WissenschaftlerInnen und ExpertInnen der unterschiedlichsten Fachrichtungen. „Bei dem Vulkanausbruch in Neuseeland haben alle Redaktionen nach einem Geologen gesucht, der das Problem für Radiohörer verständlich erklären kann. Bei so etwas sitzen wir direkt an der Quelle.“

Dennoch stößt diese Programmausrichtung nicht überall auf ungeteilte Zustimmung. „Was dort gemacht wird, ist ein stinknormales Magazin, wie es jeder Sender um die Uhrzeit bringt“, kritisiert Kai Baumgarte vom Öffentlichkeitsreferat des FU-Asta. Die Besonderheiten der Uni kämen dabei zu kurz. „Die verschiedenen Projektutorien hätten zum Beispiel ihre Arbeitsergebnisse vorstellen können“, so Baumgartes Vorschlag, um der Sendung ein eigenes Profil zu geben. Trotz Kritik will sich der Asta jedoch nicht aus dem Uniradio verabschieden. „Wir werden uns erst mal angucken, wie das Programm später aussieht. In jedem Fall sind da noch viele Gestaltungsmöglichkeiten“, meint Baumgarte.

Tatsächlich scheinen RadiomacherInnen an die inhaltliche Konzeption keine allzu hohen Ansprüche zu stellen. Student Torsten: „Ich denke nicht, daß das Programm zu einer Bereicherung des Berliner Äthers führt. Der Nutzen des Radios liegt viel eher in der Ausbildung, die hier stattfindet.“