Ein Lob den Erfolglosen

■ Friedensnobelpreis geht an die Pugwash-Konferenz

Kennen Sie die Pugwash-Konferenz? Kennen Sie deren Chef Josef Rotblat? Nein? Grämen Sie sich nicht, es ist eine läßliche Bildungslücke.

Es sind – große Überraschung – die Friedensnobelpreisträger 1995. Und das, ganz im Ernst, nicht mal zu Unrecht. Denn wer würde einem einfallen als würdiger Preisträger in diesem Jahr? Wer hat bei den großen Kriegen, unter denen die Menschen leiden, sich friedenstiftend ausgezeichnet? Bei dem Morden in Bosnien, in Ruanda, im Sudan oder in Osttimor?

Jimmy Carter galt als Kandidat für den Nobelpreis. Schön, der Mann aus Georgia ist mal da und dort aufgetaucht in Krisenherden, hat mal da und dort in die Kameras gelächelt. Und?

Und John Major? Auch der blasse Brite war ein Aspirant. Warum? Für die Heldentat, auch mal mit sog. Terroristen zu reden? Und der Halbfrieden in Bosnien? Wem ist der zu verdanken? Etwa dem Unbekannten Bombenauslöser in Nato-Kampfflugzeugen?

Der Nobelpreis 1995: Er ist eine Kapitulation vor der monströsen Wirklichkeit. Und dennoch richtig: Eine Organisation und ein honoriger Wissenschaftler wurden gekürt, die beharrlich für Abrüstung arbeiten – ohne Erfolg. Nobelpreis für die Pugwash-Konferenz – der Zustand dieser Welt wird damit treffend gewürdigt. Arno Luik