RAF-Gefangener Folkerts nach 18 Jahren frei

■ Nach Taufer und Dellwo ist auch der letzte Celler RAF-Gefangene entlassen

Berlin (taz) – Nach über 18 Jahren Haft ist Knut Folkerts gestern aus der Justizvollzugsanstalt Celle „vorzeitig“ entlassen worden. Damit sitzt von den sechs zu lebenslanger Haft verurteilten RAF-Gefangenen, die im November 1992 gemeinsam ihren Antrag auf vorzeitige Entlassung stellten, nur noch Hanna Krabbe. Auch ihr Entlassungsverfahren läuft.

Folkerts ging im Sommer 1976 in den Untergrund. Die niederländische Polizei stellte ihn im September 1977 während der Schleyer-Entführung. Bei seiner Festnahme erschoß der heute 43jährige einen holländischen Polizisten und verletzte einen zweiten. Zwei Monate später verurteilte ihn ein Gericht in Utrecht zu 20 Jahren Haft. 1978 wurde Folkerts an die deutschen Behörden ausgeliefert – allerdings mit Einschränkungen, weil die holländischen Gerichte die Schleyer-Entführung als „Nötigung von Verfassungsorganen“ (konkret: die versuchte Freipressung von RAF-Gefangenen) und damit als politisches Delikt werteten. Lebenslänglich erhielt er trotzdem. Vom Beifahrersitz eines schweren Motorrads soll er am 7.April 1977 in Karlsruhe den damaligen Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seine beiden Begleiter erschossen haben. Die Indizienlage während des Prozesses ließ Fragen offen, was in der aufgeheizten Atmosphäre der Nach-Schleyer-Ära jedoch nicht ins Gewicht fiel. Seit seiner Inhaftierung saß Folkerts vier Jahre in Einzelisolation, acht Jahre in einer Kleingruppe und nahm an einem Dutzend Hungerstreiks gegen die Sonderhaftbedingungen teil. Anfang 1985 verlor er nach 56 Tagen das Bewußtsein. Gemeinsam mit seinen früheren Zellengenossen Lutz Taufer und Karl-Heinz Dellwo gehört Folkerts zu den Gefangenen, die den 1992 von der RAF erklärten Verzicht auf tödliche Anschläge bis heute unterstützen. Versuche des Celler Trios, über prominente Vermittler wie Ignaz Bubis und Edzard Reuter eine politische Lösung für alle Langzeitinhaftierten der RAF zu suchen, führten im Herbst 1993 zum ideologischen Bruch mit den Gefangenen um Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar. Das hinderte Folkerts gestern nicht daran, neben der Freilassung der derzeit in Frankfurt vor Gericht stehenden Birgit Hogefeld auch die Entlassung Klars zu fordern. Gerd Rosenkranz