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KommentarDas wäre Größe

■ Berufsverbote müssen vom Tisch

Selbst in den Behörden fallen die Spitzenkräfte aus allen Wolken: „Was, das gibt's nicht.“ Gibt's doch, auch wenn es kaum noch jemand weiß: Der Radikalenerlaß ist in Bremen immer noch in Kraft. Die erstaunten Reaktionen sind nur ein kleines Indiz, wie peinlich die Angelegenheit Berufsverbote den politisch Verantwortlichen sein müßte. Vor mehr als 20 Jahren ist diese politische Mißgeburt auf die Welt gekommen, vor fast 15 Jahren Schritt für Schritt in der Praxis außer Kraft gesetzt worden – nur den Geburtsfehler öffentlich einzugestehen, das hat sich seitdem in Bremen kein Senat getraut.

Langsam wird's Zeit, daß die Berufsverbote vom Tisch kommen. Es wird Zeit, daß ein Senatspräsident aufsteht und sagt: „Entschuldigung, daß wir in Biographien herumgepfuscht haben. Das war eine große politische Dummheit, die der Gesellschaft sehr geschadet hat. Die Zeit kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber wir können versuchen, die entstandenen Härten auszugleichen.“

So würde der Repräsentant einer zivilen Stadtrepublik sprechen. So würde einer sprechen, der auf den Dialog in der Stadt setzt, und nicht auf die Konfrontation. All das hat Henning Scherf auf seine Fahnen geschrieben. Wir dürfen gespannt sein, ob er die Traute hat, den Jahrzehnte alten Fehler seiner Vorgänger zu korrigieren. Das wäre Größe, ansonsten ist die Angelegenheit nur eines: peinlich.

Jochen Grabler

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