■ Urdrüs wahre Kolumne
: Der kollektive MannOMann

Mehr als vier Jahrzehnte lang warb im dürftigen Kleinanzeigenteil der bundesdeutschen Zeitungen der Freundliche Dachdecker Hein Dahl aus Hamburg um Aufträge von Genossen an Genossen und dies in so stereotyper Hartnäckigkeit, daß viele Leser insgeheim glaubten, bei Hein Dahl handele es sich um den pseudonymen Versuch des Dachdeckers Erich Honnecker, sich ein privatökonomisches Standbein im westlichen Währungsgebiet zu schaffen. Jetzt ist Hein Dahl gestorben, und wir verneigen uns ganz ehrfurchtstoll vor soviel Hartnäckigkeit und heroischer Unbelehrbarkeit durch alle Wechselläufe der Zeit. Möge er droben dem Palast seiner Republik ein prima asbestfreies Dach aus fahnenroten Ziegeln decken können...

Wenn mich vor ein paar Jahren der Auftrag ereilt hätte, ein urberlinerisches Volksstück über einen leicht versoffenen Taxifahrer mit Nebentätigkeit als Hauswart im zweiten Hinterhof zu schreiben, mit hochmotorisiertem Sportboot an der Havel und allzeit bereit, die Leserbrieftastatur für das Menschenrecht auf ungehemmte Raserei zwischen Wannsee und Krumme Lanke zu bedienen – gut möglich, daß ich diesem Typ mit seinem Sparfach in der Eckkneipe „Kindl-Klause“ und dem Faible für Soleier mit Mostrich – gut möglich, daß ich diesem Klischee des kleinen Arschlochs ganz intuitiv und ohne an eine real existierende Person zu denken, den Namen ECKHARD KALANKE gegeben hätte, den Vornamen allerdings auf das flotte Kürzel ECKI reduziert.

Und jetzt kreuzt dieser Name für eine Witzfigur aus dem erweiterten Vorstand des Skatclubs plötzlich in der Zeitgeschichte auf als Kampfname für den Rächer der Entmannten, und hat der dazugehörige Herr all die Jahre in Bremen gelebt, wohl versorgt mit den Segnungen des Öffentlichen Diensts zumindest bis zum Scheitern seiner Bewerbung um den Chefposten. Offenbart sich vor sämtlichen Mikrofonen als radebrechender Stammler vulgären Rechtsempfindens und müßte doch schon allein wegen seiner mangelhaften kommunikativen Kompetenz auf Lebzeit davor bewahrt werden, seine Grenzen in einer Leitungsgtätigkeit zu demonstrieren: Die juristischen Gschaftlhuber, die diesen Schnürschuh-Advokaten in eigener Sache als ihren kollektiven MannOMann vorangeschickt haben – ihnen gebührt ganz ohne Zweifel der stadtbremische Ehrentitel „Kameradenschwein“ und ein Wohnsitz direkt neben einer plärrenden Holzbarracke der Bürgerpark-Tombola!

Das Volk wurde gerufen, das Volk hat entschieden: Zum OFFIZIELLEN EXPO–BAUM wählten die hannöverschen Lüttje Lage-Trinker weder den weltmännisch-humanistischen Ginko noch die dadaistische Linde mit den vielen tausend langen Nasen, sondern die DEUTSCHE EICHE. Diese Entscheidung lobe ich mir, läßt sie doch im Ausland keine Zweifel an der historischen Kontinuität von Wotan bis Kennzeichen D. Und wenn zum Eichenlaub auch noch die Schwerter kommen, wäre sogar das international bekannte und vor allem anerkannte Logo gefunden.

Im Kleinanzeigenteil der anderen Bremer Heimatzeitung lesen wir unter der Rubrik Verschiedenes den Hinweis auf ein Lachs-Seminar in Norwegen und denken an weiter Nichts als an eine luxuriöse Variante der ortsüblichen Hochseeangeltour auf Makrelen und blicken dann genauer hin und erkennen, daß es sich vielmehr um ein Lach-Seminar einer Clownesse aus dem Umland handelt, und bei der plastischen Vorstellung dieser Veranstaltung womöglich im Rahmen einer Lehrerfortbildung haben wir dann so unendlich kraftvoll lachen können, daß wir hier und heute dafür ganz ausdrücklich DANKE sagen wollen.

Ulrich Reineking etc.