Korruption

■ betr.: „Dabei sein ist alles“ von Bernd Pickert, taz vom 13. 10. 95

Die Korruption ist eine weltweite Plage: Firmen schmieren Politiker, um Aufträge zu erhalten und Politiker erwarten von der Industrie, geschmiert zu werden. „Transparency International“, von Peter Eigen, der selbst aus seinen Erfahrungen bei der Weltbank weiß, in welchen Größenordnungen das heute geschieht und daß die Dummen dabei vor allem die armen Bevölkerungen der Dritten Welt sind, bemüht sich, Licht, „Durchsichtigkeit“ in diese Welt der Finsterlinge zu bringen. Daß man dabei angewiesen ist auf die Kooperation von wiederum Teilen der politischen Klasse, die „durchleuchtet“ werden soll, versteht sich von selbst: Aber wer vermag mit Sicherheit zu sagen, ob die erklärten Korruptionsgegner nicht selbst durch Bestechungen in ihre Ämter kamen und sich einer solchen Organisation, wie der von Eigen gegründeten, bedienen, um sich ein sauberes Image zu geben? Es könnte sein, daß der Fall Dahik in Ecuador ein solcher ist – es könnte sein; es könnte aber auch sein, daß der Korruptionsvorwurf ein Vorwand war, um einen bekehrten Sünder, der sich jetzt gegen die alten Freunde wendet, politisch auszuschalten.

Und es kann auch sein, daß Peter Eigen, auf der Suche nach Bündnispartnern in seinem Kampf gegen diesen Krebsschaden zu naiv, zu gutgläubig war und ist: aber jetzt, wie von Bernd Pickert geschehen, durch verschlüsselte Andeutungen und Verbindungsverweise die absolute Integrität Eigens und den moralischen Idealismus seiner jungen Organisation in Frage zu stellen, das ist nicht nur journalistisch unredlich, sondern grenzt an Infamie. Ekkehart Krippendorff, Berlin

Der Autor hatte auch weder Absicht noch Veranlassung, die Integrität Peter Eigens in Frage zu stellen. Sollten mißverständliche Formulierungen den Eindruck erweckt haben, Eigen selbst werde die Verwicklung in korrupte Geschäfte vorgeworfen, so sei dieser hiermit ausdrücklich um Verzeihung gebeten. Sicher aber muß Transparency in Zukunft die eigentlich wichtige Frage, wer im Kampf gegen die Korruption als Bündnispartner taugt und wer nicht, eindeutiger beantworten, will die Organisation ihre so wichtige Glaubwürdigkeit behalten. Bernd Pickert