Machtworte – Machtfragen

■ Nach der zweifachen Absage an die Quote

Ein Gerichtsurteil und ein Parteitagsbeschluß zur Quote sind gefaßt, an die wir uns noch erinnern werden. Bevor nur einmal strukturelle Korrektur erfolgt, wird der Hahn zugedreht. Gefährlich hohle Männer offenbaren sich. Während sie noch auftrumpfen, merken sie nicht, wie ihre Uhr doch abläuft. Sie geilen sich auf an angeblich „automatischer“ Frauenbegünstigung, um nun endlich „Diskriminierung des Mannes“ gerichtsnotorisch verhindert und der guten Frau den Weg à la carte gewiesen zu haben. Welch ein Sieg!

Mann ist befriedigt, feixt oder trinkt einen drauf. Noch der Anständige findet es korrekt, und selbst den Feminist', es berührt ihn kaum. Frau tobt, schnaubt, bäumt sich auf. Sie ist traurig, depressiv, empört, wütend oder bestätigt in ihrer Wertschätzung fürs andere Geschlecht. Die Emotionen zeigen, was tausend Argumente nie so gut beweisen könnten: Hier wurde Macht exekutiert. Und sonst nichts. Selten zuletzt war sie so kollektiv erfahrbar.

Doch liebe Männer – man verzeihe die Pauschalierung, so lange, bis euer Protest gegen Urteil und Beschluß über die Bildschirme flimmert –, den Machtkampf mit den Frauen könnt ihr nur verlieren. Auch daß Frauen dabei selber Schaden nehmen, wird daran nichts ändern. Denn leiden, nachdenken und lernen am Muster von Sieg und Niederlage müssen nur die Unterlegenen. Die Überlegenen praktizieren das für sie Selbstverständliche. Und sagen, „was habt ihr denn, wir machen doch nichts“. Sie wissen wohl, daß sie es tun, doch aufgeklärt über ihr Tun sind sie nicht.

Das aber sind Frauen. Glaubt nicht, sie verstünden nichts von der Macht. Sie verstehen mehr davon als ihr. Sie üben sie nur noch nicht so hemmungslos aus. Je mehr frau die abgestandene patriarchale Armseligkeit durchschaut, desto weniger will sie von dieser Sorte Herrschaft über andere haben. Aber desto besser kann sie sich am Ende auch wehren. Wenn ihr den Hals nicht voll kriegt, bitte schön! Niedermachen lassen wir uns nicht. Bleibt ihr Gegner unserer Würde und unseres Rechts, macht ihr uns euch zu euch überlegenen Gegnerinnen. Not macht erfinderisch – auch nach dem Quotenverbot.

Doch es geht um anderes und mehr. Daß jede(r) für sich und in bezug aufeinander sein und Demokratie werden kann. Das geht nur mit, nicht gegen euch oder uns. Sich darauf einzulassen und dafür etwas zu riskieren, aus Interesse am eigenen Leben, ist eine Alternative. Wo bleiben die Männer, die Frauen nicht nur gnädigst fördern, sondern ihnen ihren eigenen Platz zugestehen? Mechtild Jansen